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(5) Kompetenzaufbau in den Studienfachbereichen

Bildungswissenschaftliche Kompetenzen

Die allgemeinen bildungswissenschaftlichen Grundlagen bilden das theoriebasierte Rahmenkonzept für die Analyse von Bildungs- und Erziehungsprozessen, von Bildungssystemen und der Bedeutung ihrer Einflussgrößen. Absolvent*innen haben ein umfassendes Verständnis ihrer Erziehungs- und Bildungsaufgaben, das von der Fähigkeit, Lernen und Wissenserwerb unter optimalen Bedingungen zu ermöglichen, über die Wahrnehmung erzieherischer Aufgaben in heterogenen Lerngruppen bis zur Übernahme neuer Aufgaben in einer sich wandelnden Gesellschaft reicht.

Die Wissenschaftsdisziplinen Pädagogik, Psychologie, Kommunikationswissenschaft, Soziologie, Philosophie und Inklusive Pädagogik stehen dabei in unterschiedlicher thematischer Beteiligung für den theoretischen Bezugsrahmen.

Die Absolvent*innen …

  • haben sich mit grundsätzlichen menschenrechtlichen und ethischen Fragestellungen auseinandergesetzt (insbesondere mit den Kinderrechten und der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen), sie kennen unterschiedliche Rahmenbedingungen (insbesondere zentrale Befunde zu Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg von Kindern), unter denen Kinder aufwachsen, und sie können ihre Unterrichts-, Bildungs- und Erziehungstätigkeiten auf verschiedene Bedarfe ausrichten
  • verfügen über bildungs- und erziehungswissenschaftliches, entwicklungspädagogisches und -psychologisches, lerntheoretisches und -psychologisches sowie bildungs- und kultursoziologisches Wissen, das sie, theoretisch fundiert, dazu befähigt, Lernumgebungen sach- und lernendengerecht zu gestalten, und sie haben dies im Praxisfeld erprobt
  • kennen die Professions- und Kompetenzanforderungen des Lehrberufs und haben sich mit Fragen der Profession, der eigenen professionellen Entwicklung, der eigenen Geschlechterkonstruktion und anderen Geschlechterkonstruktionen, Unconscious Bias, persönlichen und anderen Weltanschauungen und Werthaltungen und den Aufgaben der Schule kritisch auseinandergesetzt
  • kennen die Diskurse zum Lehren und Lernen, können die Positionen erläutern und begründen, die pädagogischen Fragestellungen und Begründungszusammenhänge erkennen und reflektieren
  • kennen den fachwissenschaftlichen Diskurs zu intersektionaler Diversität und Inklusion, können begründet Position beziehen, übergreifende pädagogische Fragestellungen erkennen und reflektieren sowie gemeinschaftssichernd und demokratiefördernd im Unterricht adressieren
  • haben sich theoretisch und anwendungsorientiert mit Fragen der Gestaltung von Unterricht sowie mit Fragestellungen der Identifizierung von Lernbarrieren, der Diagnostik von Lernleistungen und mit Verhaltensweisen befasst
  • nutzen förderliche Leistungsbeurteilung und Kompetenzbeurteilungen zur Planung von individuellen und personalen Lernmöglichkeiten und Organisation gemeinsamer Lernsituationen im Praxisfeld
  • verfügen über Kenntnisse des aktuellen Forschungsstands der Bildungs-, Schul- und Unterrichtsforschung und ein breites Spektrum an Methoden zur Moderation von Gruppen und Unterrichtsgestaltung
  • können Lernumgebungen für die Entfaltung von Lern- und Entwicklungsprozessen der Lernenden mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen planen, gestalten und evaluieren
  • sind auf die Herausforderung, die durch Dysbalance im prosozialen, sozialen und emotionalen Bereich bei Kindern auf sie zukommen, vorbereitet
  • kennen Präventivmaßnahmen und Unterstützungssysteme in herausfordernden Situationen und können mit Konflikten und Krisen lösungsorientiert umgehen
  • sind mit den Grundlagen professionsspezifischer Gesprächsführung sowie Werthaltungen vertraut und können im Kontext von Schule adäquat kommunizieren, begleiten, beraten und kooperieren
  • kennen Konzepte für die Kooperation mit Eltern/Erziehungsberechtigten sowie die interdisziplinäre Netzwerkarbeit im Sozialraum
  • haben ihre Erfahrungen im Co-Teaching theoriegeleitet und personorientiert reflektiert
  • kennen Instrumente der Qualitätssicherung an Schulen (z.B. Qualitätsrahmen; Index für Inklusion) und haben Zusammenhänge, Einflussfaktoren und Indikatoren zum Thema Lernen, Lehren, Entwickeln analysiert
  • können für eine operationalisierte, berufsfeldbezogene Fragestellung die adäquaten Forschungsmethoden sowie -instrumente richtig auswählen
  • können sozial- und geisteswissenschaftliche Verfahren anwenden und qualitative und/oder quantitative Daten generieren, analysieren und interpretieren

Aufbauend auf dem Fundament aus dem Bachelorstudium werden im Masterstudium werden u. a. die Kompetenzen vertieft und verbreitert sowie um neue Aspekte ergänzt: im Fokus stehen die Themenbereiche pädagogische Qualitätsentwicklung und Professionalitätsentwicklung, Instrumente der Qualitätsentwicklung an österreichischen Schulen, Gestaltung und Evaluation von Bildungsprozessen – jeweils vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen. Vor dem Hintergrund der Berufsfelderfahrungen werden Situationen aus der Praxis theoriegeleitet analysiert, reflektiert und dadurch in einer community of practice die professionelle Handlungskompetenz weiterentwickelt.

Fachkompetenzen

Die fachspezifischen Anforderungen des Lehrerhandelns im Bereich Primarstufenpädagogik und -didaktik umfassen Basiswissen sowie reflexive und aktionsbezogene Kompetenzen (Lindmeier, 2011). Durch Basiswissen werden das Fachwissen und fachdidaktisches Wissen unter Einbeziehung von Prinzipien und Konzepten des Fachs und geeigneter Zugänge zu fachlichen Inhalten gleichermaßen erworben. Absolvent*innen verfügen über Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, fachlichen Unterricht zu planen, durchzuführen und zu evaluieren (z. B. welche Hinführung zu einem Thema oder Lernbereich – ausgehend von individuellen Voraussetzungen für eine spezifische Lerngruppe – besonders geeignet ist und welche weiterführenden Planungen aus Lernprozessen von Lernenden abzuleiten sind). Sie können durch die erworbene aktionsbezogene Kompetenz Anforderungen in einer konkreten Unterrichtssituation (z. B. spontanes Reagieren auf Verständnisfragen oder Analyse von Lernergebnissen unter Zeitdruck) kompetent bewältigen (Blömeke et al., 2010; Lindmeier, 2011; Schratz et al., 2011). Die folgend gelisteten Kompetenzen stellen den Rahmen für alle im Primarstufenbereich relevanten Qualitätsanforderungen dar und sind in den Lehrveranstaltungsbeschreibungen auf konkretere Anforderungen spezifiziert.

Die Absolvent*innen …

  • demonstrieren Wissen und Verstehen wesentlicher professionsorientierter, fachwissenschaftlicher und pädagogischer Inhalte
  • verstehen die zentralen Konzepte, Verfahren, Methoden, Forschungsinstrumente und Strukturen der den Lernbereichen und Gegenständen der Primarstufe zugrunde liegenden Disziplinen
  • können ausgewählte fachdidaktische Inhalte, Theorien und Anwendungsbereiche reflektieren und modifizieren
  • können daraus Konsequenzen für ihren Unterricht ziehen und Unterricht altersadäquat und differenzsensibel gestalten
  • kennen die Lehrpläne und können fachlichen Unterricht abgestimmt aud die Lernausgangslagen auf unterschiedlichen Kompetenzniveaus planen
  • gestalten Unterricht fächerübergreifend und fächerverbindend und können bildungssprachliche Anforderungen und Förderung integrieren
  • verfügen über die Fähigkeit fachliche Lernanlässe, Lernumgebungen und Lernformen für individuelles und gemeinsames Lernen zu gestalten
  • kennen Maßnahmen zur Unterstützung von fachlichen Lernprozessen und können diese situationsgerecht einsetzen
  • können den Komplexitätsgrad fachlicher Inhalte modellieren
  • geben förderliche Leistungsrückmeldungen und können auf Basis ihrer Leistungsbeurteilung weitere Lernmöglichkeiten planen

Querschnitts- und überfachliche Kompetenzen, professionsorientierte Kompetenzen

Nicht nur die auf ein Fach, eine Disziplin bezogenen oder jene in mehreren Fachbereichen zu erwerbenden bedeutsamen Kompetenzen werden in den Lehrveranstaltungsbeschreibungen unter der benannten gemeinsamen Bezeichnung festgehalten. Sie vermitteln als Querschnittsmaterie Zusammenhänge und bilden Verflechtungen zwischen Orientierungen, Schwerpunkten, Studienjahren und Lehrveranstaltungen. Darüber hinaus können solche Kompetenzen durch Lehrveranstaltungen oder Orientierungen explizit abgebildet werden (z. B. Englisch, Mehrsprachigkeit, Inklusion/Diversität, Medienkompetenz/Digitalität, KI, Zukünftebildung, Civic Education/Demokratiepädagogik).

Den Empfehlungen des BMBWF im Kontext der Neukonzeption der Lehrpläne für die Volksschule – die seit dem Schuljahr 2023/24 beginnend mit der Vorschulstufe und der 1. Schulstufe aufsteigend in Kraft treten – folgend, orientiert sich dieses Curriculum im Kompetenzaufbau neben den für die Studierenden relevanten Querschnitts- und überfachlichen Kompetenzzielen auch an den in diesem neuen Lehrplan zugeordneten fächerübergreifenden und überfachlichen Kompetenzen für Schüler*innen. Dazu gehören Bildungs-, Berufs- und Lebensorientierung, Entrepreneurship Education, Gesundheitsförderung, Informatische Bildung, Interkulturelle Bildung, Medienbildung, Politische Bildung, Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung, Sexualpädagogik, Sprachliche Bildung und Lesen, Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung, Verkehrs- und Mobilitätsbildung sowie Wirtschafts-, Finanz- und Verbraucher*innenbildung. Eine weitere Zielsetzung ist es, dem technischen Fortschritt der Digitalisierung sowie der sich explosionsartig entwickelnden Anwendung Künstlicher Intelligenz Rechnung zu tragen. Die PH NÖ betrachtet es als unverzichtbares Kontinuum von Theorie und Praxis, den Studierenden jene Ziele explizit zugänglich zu machen, die sie von Beginn ihres Berufslebens an begleiten werden und sie als lebenslang Lernende darauf vorzubereiten, kritisch und reflektiert, mit den neuen Chancen aber auch mit den Risiken von KI umzugehen (Birkelbach et al., 2019).

Den hochschulgesetzlichen Vorgaben sowie den darauf basierenden Empfehlungen des Qualitätssicherungsrat (2024) folgend, stehen Themenfelder zum Aufwachsen in einer globalisierten, digitalisierten, inklusiven, vielsprachigen und heterogenen Gesellschaft als integrale Anforderung an eine Pädagog*innenbildung im Mittelpunkt. Die zu erwerbenden pädagogischen, fachlichen, sozialen und didaktischen Kompetenzen umfassen Inklusive Pädagogik und E-Didaktik, Diversitätskompetenz, inklusive, interkulturelle, interreligiöse, sprachensensible Kompetenzen für Deutsch als Zweitsprache sowie Genderkompetenz (insbesondere zur Gleichstellung der Geschlechter), um ein begründetes und differenzsensibles Professionsverständnis mit einem reflexiven Habitus zu integrieren. Darüber hinaus wird die Kenntnis des Schulrechts sowie Grundzügen des Dienstrechts in dafür spezifisch konzipierten Lehrveranstaltungen sichergestellt.

Die Komplexitätsstufen/Verarbeitungstiefen in den Lehrveranstaltungen (Marzano, 2007; Schratz et al., 2011; Webb et al., 2005; Wilson, 2016) sind:

(a) Erinnern, Verstehen – konkret faktisch (wahrnehmen) reproduzieren, kennen

Erinnern (auf relevantes Wissen zurückgreifen); Verstehen (interpretieren, klassifizieren, folgern, vergleichen, erklären); Wissens-/Fähigkeits-Grundlagen sowie Einstellungen erinnern und verstehen

(b) Anwenden (ausführen/implementieren) – abstrakt, konzeptionell, analytisch

Einen Handlungsablauf in einer bestimmten Situation ausführen (eine Methode, ein Schema verwenden); Wissen, Fähigkeiten, Einstellungen anwenden (verbinden)

(c) Analysieren und Beurteilen – kreativ, kritisch

Probleme lösen durch Experimentieren, Forschen, Evaluieren; Wissen, Fähigkeiten, Einstellungen analysieren und bewerten; eigen- und mitverantwortliches Evaluieren

(d) Innovieren, Erschaffen, Erweitern

Wissenserweiterung; Reflexion auf der Basis von Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen; Initiierung von (Weiter-)Entwicklungen

Der Kompetenzaufbau zwischen Bachelor- und Masterstudium versteht sich dabei spiralartig. Da sich im Lauf des Studiums das Verständnis der Studierenden weiterentwickelt, können Themen erneut aufgegriffen und auf eine komplexere Weise bearbeitet werden. Theorien und Praxis werden dadurch vermittelt, Wissen und Können relationiert und Reflexion zu einem Kernelement des Berufsethos.

Forschende Haltung, wissenschaftliches Arbeiten

„Wissenschaftliches Arbeiten“ wird nicht bloß als Propädeutik für das Verfassen der Bachelor und der Masterarbeit gesehen, es dient auch zum Aufbau einer forschenden Haltung, welche die fachwissenschaftliche, fachdidaktische und pädagogisch-praktische Kompetenzentwicklung im Studium begleitet und zunehmend den professionsorientierten Diskurs vertieft.

Dieser Kompetenzaufbau wird in den Lehrveranstaltungen der PH NÖ …

  • durch Hinführung zur theoriegeleiteten Analyse, Reflexion und erste Anwendung wissenschaftlicher Recherche- und Arbeitstechniken in Seminararbeiten geleistet, wobei im Rahmen forschenden Lernens Forschungsfragen, Beobachtungsmethoden und Datenauswertungen erprobt werden.
  • als Fokus auf Grundlagen der Sozial- und empirischen Professionsforschung gelegt. Dabei werden erste einfache Forschungsdesigns entworfen, appliziert und in kooperativen Lerngemeinschaften (Aktionsforschung, Learning Studies, Lesson Studies, Variationstheorie) in den pädagogisch-praktischen Studien fallorientiert weiterentwickelt (Altrichter et al., 2018).
  • als diskursive forschende Haltung durch eigenständige Bearbeitung berufsfeldbezogener Fragestellungen, forschungsorientierte Einzel- oder Teamprojekte, entsprechende Leistungsnachweise (Reflective Papers, Seminararbeiten, Dokumentationen) und die Abfassung der Bachelorarbeit vertieft.
  • fachlich und fachdidaktisch orientiert, den forschend diagnostischen und kriteriengeleitet beobachtenden sowie evaluierenden Kompetenzen und den Forschungs- und Erkenntnismethoden des jeweiligen Fachbereichs ausreichend Raum widmend.

Die pädagogisch-praktischen Studien sind geprägt von kooperativen und zyklisch forschenden Elementen im Sinne der Aktionsforschung im Rahmen von Lesson Studies und einzelner Lehrveranstaltungen. Fokussiert wird auf den transformativen Prozess von Lehrerperson-Werden zu Lehrperson-Sein und damit der Ausformung eines*einer reflektiven Praktiker*in.

Literatur:

Altrichter, H., Posch, P., & Spann, H. (2018). Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht: Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsevaluation durch Aktionsforschung. UTB.

Birkelbach, L., Mader, C., & Rammel, C. (2019). Lernen mit Künstlicher Intelligenz-Potential und Risiken von KI-Lernumgebungen im Hochschulbereich. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF).

Blömeke, S., Kaiser, G., & Lehmann, R. (Eds.). (2010). TEDS-M 2008. Professionelle Kompetenz und Lerngelegenheiten angehender Primarstufenlehrkräfte im internationalen Vergleich. Waxmann.

Lehrplan der Volksschule (2023). BGBl. Nr. 134/1963, zuletzt geändert durch die Verordnung BGBl. II Nr. 163/2023

Lindmeier, A. (2011). Modeling and measuring knowledge and competencies of teachers: A threefold domain-specific structure model, exemplified for mathematics teachers, operationalized with computer-and video-based methods. Waxmann.

Marzano, R. J., & Kendall, J. S. (Eds.). (2007). The new taxonomy of educational objectives. Corwin Press.

Schratz, M., Paseka, A., & Schrittesser, I. (Eds.). (2011). Pädagogische Professionalität: quer denken – umdenken – neu denken. Impulse für next practice im Lehrerberuf. Facultas.wuv.

Webb, N. L., Alt, M., Ely, R., Cormier, M., & Vesperman, B. (2005). The WEB alignment tool: Development, refinement, and dissemination. Washington, DC: Council of Chief State School Officers.

Wilson, L. O. (2016). Anderson and Krathwohl–Bloom’s taxonomy revised. Understanding the new version of Bloom's taxonomy.

Qualitätssicherungsrat (2024). Verfahren für Stellungnahmen des QSR zu Curricula für Lehramtsstudien gemäß Hochschulrechtsreform 2024. GZ QSR-A01/2024

 

Qualifikationsprofil Rechtsprofil Strukturprofil

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