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Sammelband

Futures Literacy
Zukunft lernen und lehren

Hrsg. von Carmen Sippl, Gerhard Brandhofer & Erwin Rauscher
Innsbruck et al.: Studienverlag
464 Seiten
(Pädagogik für Niederösterreich Bd. 13)
ISBN 978-3-7065-6263-8
DOI: https://doi.org/10.53349/oa.2022.a2.170

Der Band kann beim Studienverlag als Printausgabe und als E-Book bestellt werden.

Buchpräsentation

„Futures Literacy“: zum Sammelband

Die UNESCO hat Futures Literacy zur essenziellen Kompetenz des 21. Jahrhunderts erklärt. Jede*r Einzelne soll befähigt werden, Strategien zur Bewältigung einer unsicheren Zukunft im Zeichen des Klimawandels zu entwickeln. Futures Literacy umfasst die Antizipation und Imagination alternativer Zukünfte, die Akzeptanz von Komple­xität und ein neues Verständnis unserer Handlungsfähigkeiten, um vorausschauend konkrete Vorstellungen, positive Bilder und kreative Lösungen mitverantwortlich zu ent­wickeln.

Was genau ist das: Zukunftsgestaltungskompetenz? Welche Bildungsinhalte fokussieren die gesellschaftlichen Herausforderungen? Wie können die digitalen Umbrüche für die Transformation genutzt werden? Welche kreativen, kulturellen, künstlerischen Praktiken öffnen ökologisches Bewusstsein? Welche modell- und beispielhaften Umsetzungen lassen sich in der schulischen Gegenwart gestalten? Welche didaktischen Konzepte verankern Futures Literacy in der Pädagog*innenbildung?

Zukunft denken – erzählen – gestalten: Die interdisziplinären Beiträge in diesem Sammelband zeigen nicht nur das breite Spektrum der Aspekte auf, die im Konzept der Futures Literacy gebündelt sind. Sie machen auch deutlich, wie Zukünftebildung konkret in Bildungspro­zessen gelingen kann.

Zukunft lernen und lehren

Die Zukunft ist eine unbekannte Größe. Die ‚Große Beschleunigung‘ seit Mitte der 1950er-Jahre geht mit einem enormen, bis heute ungebremsten Energieverbrauch einher. „Dies treibt die physikalischen, chemischen und biologischen Veränderungen auf der Erde voran, die nun die Biosphäre und das Klima destabilisieren“ (Leinfelder 2021). Die Menschheit ist zum geologischen Faktor gewor­den. Das Anthropozän-Konzept fordert Wissenschaft und Gesellschaft heraus, die Wechselwirkungen und Interdependenzen zwi­schen Mensch und Umwelt, Kultur und Maschine bewusst zu machen und Nachhaltigkeit in das Zentrum transformativer Prozesse zu stellen.

Technologie und Digitalisierung haben die Lebensweisen maßgeblich verändert, „aber was in diesem Zeitalter wann und wie noch geschehen wird, ist Gegenstand teilweise naiver Fortschrittsfantasien, erbitterter Kontroversen und zunehmend angstbeladener Szenarien“ (WBGU 2019, 2). Bisher orientiert sich die Digitalisierung von Wirtschaft und Alltag nur marginal an Nachhaltigkeits­aspekten. Auf der anderen Seite bietet die Digitalisierung aber ein beispielloses Spektrum an Möglichkeiten zur Unterstützung einer Transformation hin zu Nachhaltigkeit (WBGU 2019, 4), eine systemische Risikoperspektive veranschaulicht die zahlreichen Vernet­zungen und sektorübergreifenden Abhängigkeiten zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit (Renn et al. 2021, 26).

Die UNESCO hat ‘Futures Literacy’ zur essenziellen Kompetenz des 21. Jahrhunderts erklärt (UNESCO 2021). Sie soll jede*n Einzel­ne*n dazu befähigen, Strategien zur Bewältigung einer unsicheren Zukunft im Zeichen des Klimawandels zu entwickeln. Sie umfasst eine erweiterte Wahrnehmung und das Denkbarmachen alternativer Zukünfte, die Akzeptanz von Komplexität und ein neues Ver­ständnis unserer Handlungsfähigkeiten. „Der Raum möglicher Zukünfte ist größer, als es uns oft im ersten Moment erscheint“ (The New Institute 2021; vgl. Bergheim 2020, 118; Damhof et al. 2020). „Die Zukunft benutzen“ als Konzept, um konkrete Vorstellungen, positive Bilder und kreative Lösungen mitverantwortlich zu entwickeln, macht „Antizipation“ (Miller 2019) zum Schlagwort der „Zu­künftebildung“ (Bergheim 2018, 247). Denn „Zukunft entsteht, indem wir etwas für sie tun und in sie investieren“: „Doing Future“ (Assmann 2021).

Der Call zu diesem Sammelband hat dazu eingeladen, diese ‚Futures Literacy‘ zu diskutieren und zu konzipieren. Was ist Zukunftsgestaltungskompetenz? Welche Bildungsinhalte fokussieren die gesellschaftlichen Herausforderungen? Welche Wirkung entfaltet die Kultur der Digitalität beim De­sign passender Bildungsformate? Wie kann informatische Bildung zu Nachhaltigkeit beitragen? Wie können die digitalen Umbrüche für die Transformation genutzt werden? Welche kreativen, kulturellen, künstlerischen Praktiken öffnen ökologisches Bewusstsein? Welche Anschlussmöglichkeiten bieten einzelne Bildungsdomänen im Bildungskontinuum? Was bedeutet das für die Organisation von Bildungseinrichtungen? Welche modell- und beispielhaften Umsetzungen lassen sich in der schulischen Gegenwart gestalten? Welche didaktischen Konzepte benötigt die Pädagog*innenbildung für das Konzept einer ‘Futures Literacy’?

Zitierte Literatur

Assmann, A. (2022). Doing Future – ökologische und kulturelle Nachhaltigkeit. In C. Sippl & E. Rauscher (Hrsg.), Kulturelle Nachhaltigkeit lernen und lehren. Studienverlag. (Pädagogik für Niederösterreich 11)
Bergheim, S. (2018). An extended Futures Literacy process. Design lessons from measuring wellbeing. In R. Miller (ed.), Transforming the Future. Anticipation in the 21st Century (pp. 247–256). UNESCO/Routledge.
Bergheim, S. (2020). Zukünfte – Offen für Vielfalt. Das Handbuch für den klugen Umgang mit dem Später. epubli.
Damhof, L., Kazemier, E., Gulmans, J., Cremers, P. & Beenen, P. (2020). Anticipation for emergence: Defining, designing and refining futures literacy in higher education. In Huma­nistic futures of learning: Perspectives from UNESCO Chairs and UNITWIN Networks (pp. 168–171). UNESCO.
Leinfelder, Reinhold (11. April 2021). Das Anthropozän – Was bin ich und wenn ja, wie viele? SciLogs – Der Anthropozäniker.
Miller, R. (ed.) (2018). Transforming the Future. Anticipation in the 21st Century. UNESCO/Routledge.
Renn, O., Beier, G. & Schweizer, P.-J. (2021). The opportunities and risks of digitalisation for sustainable development: A systemic perspective. GAIA – Ecological Perspectives for Science and Society, 30, 23–28.
The New Institute (2021). Futures Literacy.
UNESCO (2021). Futures Literacy.
WBGU (2019). Unsere gemeinsame digitale Zukunft. Zusammenfassung. WBGU.