Diklusion ist eine Wortschöpfung der deutschen Sonderpädagogin Dr. Lea Schulz, die damit die programmatische und systemische Verzahnung der beiden großen Herausforderungen Digitalität und Inklusion im schulischen Kontext beschreibt. Der Schwerpunkt ihrer Forschung und Praxis in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrer*innen ist das Thema Diklusion. Sie erklärt die „Zusammenführung der Themen 'digitale Medien' und 'Inklusion' als ein Konglomerat. DiKlusion beschreibt in einem Wort, dass der Umgang, Einsatz und die Nutzung digitaler Medien im Unterricht immer gleichzeitig mit dem Aspekt der Inklusion gedacht werden kann. Beide Bereiche bedingen sich und können voneinander profitieren“.
Die Pädagogische Hochschule Niederösterreich hat sich im Bereich Bildungs- und Berufsorientierung diesem Forschungsschwerpunkt bei der Fachtagung #bbo-diklusiv am 22.02.2022 gewidmet. Das Thema Diklusion stand im Mittelpunkt, und die Hochschule teilte erste wissenschaftliche Erkenntnisse mit dem Fachpublikum.
Für eine akitve und veranwortliche Teilhabe in der Gesellschaft müssen Schüler*innen auf die Berufswelt angemessen vorbereitet werden. Jugendliche, denen der Übergang Schule-Beruf nicht leicht fällt, kann eine diklusive Bildungs- und Berufsorientierung unterstützend wirken. Es bekommt eine besondere Bedeutung wichtige Lebenskompetenzen zu erfahren und individuelle Information und Beratung zu erhalten. Digitale Medien können bei didaktischer Planung und individueller Ausrichtung zu vielfältigen Chancen in der Bildungs- und Berufsorientierung führen. Die Möglichkeit der Individualisierung, der Unabhängigkeit von Zeit und Ort, Selbstständigkeit zu erlangen und neue Wege zu verfolgen oder eigene Ziele zu definieren ist durch den Einsatz vielfältiger digitaler Anwendungen sowohl zur Unterstützung der Lernenden, als auch zur Planung, Orientierung und Kommunikation in einem Neztwerk der Lehrenden von Vorteil. Eine diklusive berufliche Orientierung soll alle Jugendlichen individuell auf ihrem Weg in die Berufswelt begleiten.
Eigene Überzeugungen, Sachverhalte, die für ‚wahr‘ gehalten werden, beschreiben die persönliche Haltung von Lehrpersonen. Sowohl im Bereich der Inklusion als auch im Bereich der digitalen Medien sind die persönlichen Einstellungen und Haltungen von den persönlichen Erfahrungen einerseits, und dem Grad der eigenen Selbstreflexion andererseits, abhängig.
Um ein Verständnis für den Umgang mit Diklusion im schulischen Kontext aufbauen zu können, müssen vorerst stereotype Haltungen abgebaut werden. Kinder und Jugendliche, die in einer digitalen Welt aufwachsen, zeigen eine höhere Affinität zu digitalen Medien als noch Generationen davor. Dass durch digitale Medien Chancen für die Teilhabe an Bildung entstehen, wird oftmals so nicht wahrgenommen. Aus diesem Grund ist es notwendig, insbesondere in der Aus- und Weiterbildung von Lehrenden, eigene Haltungen, Werte und Erfahrungen zu reflektieren, die das Bewusstsein maximal beeinflussen und unser Handeln steuern. Die systematische Kopplung von Inklusion und digitalen Medien (Diklusion) birgt eine Chance, alle jungen Menschen an Bildung teilhaben zu lassen.