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VERTIEFEN

Funktionen der Leistungsfeststellung und -beurteilung

Eder et al. (2009, S. 248) geben als Funktionen der Leistungsfeststellung und -beurteilung folgende Formen an: 

  • Pädagogische Funktionen beziehen sich auf die Steuerung des Lehr-Lern-Geschehens. Wenn ein Unterrichtsinhalt Gegenstand einer Leistungsfeststellung wird, dann ist er bedeutsamer als jene Inhalte, die nicht geprüft werden (Signalfunktion). Leistungsfeststellungen ermöglichen den Lernenden auch Feedback über ihre Lernprozesse (Feedbackfunktion). Ebenfalls in den Bereich des pädagogisch Wirksamen fallen die Motivierungs- und Disziplinierungsfunktion durch Noten, die aber höchst umstritten sind. Im pädagogischen Sinn sollen Leistungsfeststellungen und -beurteilungen die Lernprozesse der Schüler*innen bestmöglich fördern. 
  • Gesellschaftliche Funktionen betonen vor allem die Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern. „Die Zuordnung zu unterschiedlichen Bewertungsklassen (Klassifizierungsfunktion) ist Voraussetzung für die Zuweisung zu verschiedenen Laufbahnen innerhalb und außerhalb der Schule (Allokationsfunktion) und zur Vergabe von Berechtigungen (Selektionsfunktion).“ (Eder et al., 2009, S. 248). Vor allem im Selektionsgeschehen wird hier die Note zum zentralen Instrument (Berichtsfunktion) und bietet eine scheinbar leicht überschaubare Information über den Erfolg bei der Bewältigung schulischer Anforderungen. Gerade aber im Zusammenhang mit standardisierten Überprüfungen treffen gesellschaftliche Ansprüche an Leistung auf die Vergabe von Berechtigungen, in der Diskussion zeigt sich dann oft, dass der Gütemaßstab nicht klar definiert ist. 
  • Personenbezogene Funktionen der Leistungsbeurteilung betreffen die Beeinflussung der Einstellung zur Schule. Sie wirken auf das Selbstkonzept und die Vorstellungen über die eigenen Leistungsmöglichkeiten der Schüler*innen. Oft ist Leistungsbeurteilung freilich auch mit Schul- bzw. Notenangst verbunden, unidirektionale Beurteilungsverfahren führen zu Ohnmachts-erfahrungen, die Bildungskarrieren beeinflussen (Reisenauer & Gerhartz-Reiter, 2019, S. 909).

Noten und ihre Mängel und Zuschreibungen

Die Notengebung stellt Lehrpersonen vor besondere Herausforderungen, die aber auch mit Unsicherheit und Unzufriedenheit einhergehen. Oftmals gibt es die Forderung, die Noten gänzlich abzuschaffen, speziell im Pflichtschulbereich (Brügelmann, 2006; Wohlhart et al., 2016; Neuweg und Mayr, 2018).

Oelkers (2001) nennt einige Vorteile von Ziffernnoten:

  • „Eine Skala von fünf […] Noten erlaubt die Beschreibung einer Normalverteilung in der Klasse.
  • Die Beschreibung ist kurz und eindeutig.
  • Das Notenschema ist ein öffentlicher Standard und wird nicht nur in der Schule verwendet.
  • Das Schema lässt sich auf ökonomische Weise einsetzen und kommunizieren.
  • Probleme der Ausdeutung sind gering.“

Oelkers (2001) stellt dem die Kritik der Noten gegenüber und wiederholt im Wesentlichen Ingenkamps Thesen von 1971. Die Mängel der Notengebung werden sichtbar, denn:

  •  „Verschiedene Lehrkräfte bewerten dieselbe Arbeit unterschiedlich.
  • Die Lehrkraft hat die Tendenz, dieselbe Arbeit zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich zu bewerten.
  • Es ist keineswegs klar, was mit einer Note zum Ausdruck gebracht wird.
  • Die gängige Benotungspraxis hat viele unerwünschte Nebeneffekte.
  • Noten sind zur Beurteilung bestimmter Sachverhalte ungeeignet.
  • Notenarithmetik ist mathematisch unzulässig.“

"Jedoch sind nicht die Ziffernnoten das Problem, sondern deren – oftmals kriterienlose – Intransparenz." (Hofbauer, 2022, S. 14)

Versteht man unter “Noten” die Beschreibung von Leistungen, dann stellen sich eigentlich nur zwei wirkliche Probleme:

  • Wie vergleichbar sind die Aufgaben?
  • Wie transparent sind die Beurteilungen?

Vertiefende Informationen zu Kompetenzorientierung, der Arbeit mit dem Lehrplan, zu Aufgaben- und Rückmeldekultur …

… finden Sie in unseren Themenräumen.

Der Themenraum Aufgabenkultur bietet Informationen und Werkzeuge für die Erstellung von kompetenzorientierten Aufgaben. Denn nur solche 
•    … haben einen klaren Bezug auf die Lernziele und erfordern echtes Handeln.
•    … ermöglichen Schülern und Schülerinnen ihre Kompetenzen sichtbar zu machen und weiter zu entwickeln.

Der Themenraum Lehrplan 2023 beschäftigt sich mit dem Aufbau, der Gliederung und den neuen Inhalten des Lehrplans. Im Bereich INS TUN KOMMEN finden Sie mögliche Arbeitsschritte für eine praxisnahe Auseinandersetzung mit dem Lehrplan.

Der Themenraum Kompetenzorientierung bietet unterstützende Materialien um unsere vertrauten pädagogische Überzeugungen, Einstellungen und Verhaltensweisen im Hinblick auf kompetenzorientierten Unterricht zu reflektieren und eventuell zu ändern. Eine große Herausforderung besteht darin, Lehr-/Lernsituationen am Lernergebnis auszurichten, welches zukünftig erforderliches Wissen und subjektbezogenes Können gleichermaßen umfassen soll. 

Im Themenraum Rückmeldekultur finden Sie sowohl datenbasierte Beiträge, als auch Werkzeuge und Materialien um lernförderliche Rückmeldung (eine bewusste, auf Daten basierende Rückmeldung an eine Person bzw. Personengruppe zu einer vorangegangenen Leistung) geben zu können. Dadurch wird das Lernen der Schüler*innen bestmöglich unterstützt. Zentrales Merkmal ist es, dass sowohl Lehrende als auch Lernende immer wieder zu Lernprodukten und Lernprozessen Stellung nehmen.

Basislektüren zur Leistungsbeurteilung

  • Neuweg, G. H. (2019): Kompetenzorientierte Leistungsbeurteilung. Linz: Trauner Verlag.

      Aus dem Inhalt

  • Rechtliche Grundsätze der Leistungsfeststellung 
  • Bestimmung für einzelnen Formen der Leistungsfeststellung (Feststellung der Mitarbeit, mündliche Prüfungen und Übungen, Schularbeiten, Tests und Diktate, praktische und graphische Leistungsfeststellungen) 
  • Die Definition der Noten im österreichischen Schulrecht und das „Wesentliche“ 
  • Rechtliche Grundsätze der Notengebung 
  • Informationspflichten im Zusammenhang mit der Leistungsbeurteilung 
  • Feststellungs-, Nachtrags-, Wiederholungs- und Semesterprüfungen 
  • Aufsteigen mit einem „Nicht genügend“ 
  • Leistungsbeurteilung in der Neuen Mittelschule und in der NOST 
  • Der Widerspruch 
  • Prüfung und Rückmelden unter pädagogischem Aspekt 
  • Qualitätsansprüche an das Prüfungswesen 
  • Pädagogische Hinweise zu den verschiedenen Prüfungsformen 
  • Für und Wider die „Kompetenzorientierung“ 
  • Kompetenzraster entwickeln und einsetzen 
  • FAQs zur „neuen“ Leistungsbeurteilung

  • Neuweg, G. H. (2024): Kompetenzorientierte Leistungsbeurteilung. Pädagogische und rechtliche Hilfestellungen für die Schulpraxis. 2. und erweiterte Auflage. Linz: Trauner Verlag.

Diese aktualisierte Neuauflage des Fachbuches zur schulischen Leistungsbeurteilung führt verständlich in die Grundlagen der Prüfungsgestaltung und Notengebung ein. Es versteht sich als Nachschlagewerk/Ratgeber für Lehrer*innen in Zweifelsfragen und als Lernbehelf für die Lehrer*innenausbildung. Neben wichtigen Bestimmungen aus dem Schulunterrichtsgesetz und der Leistungsbeurteilungsverordnung enthält das Buch praxisgerechte pädagogische Empfehlungen zur kompetenz- und förderorientierten Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung. Ausführlich erörtert werden auch aktuelle Problembereiche wie die Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz/KI (z. B. ChatGPT), die Notengebung in der Sekundarstufe I oder der Umgang mit Kompetenzrastern.