Planung gehört neben der Durchführung und Reflexion von Unterricht zu den zentralen Kompetenzen im Lehrberuf.
Unterricht in seiner reduziertesten Darstellung ist das Zusammenspiel von Lehrperson, Schüler*innen und Stoff. Wenn man diese dialogischen Strukturen (siehe Abbildung) näher betrachtet, dann braucht es die Fachkompetenz der Lehrperson im Dialog mit dem Stoff, weiters die pädagogische Kompetenz mit Blick auf den Dialog mit den Schüler*innen und die didaktische Kompetenz, um den Dialog zwischen Schüler*innen und Stoff zu unterstützen (Wernke & Zierer, 2017).
Dass eine dieser Kompetenzen allein nicht ausreicht, belegen die Studien von John Hattie (2014, S.281). Fachkompetenz, didaktische Kompetenz und pädagogische Kompetenz bedingen einander und stellen die Grundlage der Planungskompetenz einer Lehrperson dar. Zusätzlich „ist nicht die Kompetenz in Form von Wissen und Können ausschlaggebend, sondern die Haltung in Form von Wollen und Werten“ (Wernke & Zierer, 2017, S.11).
Abbildung: Planungskompetenz im Zentrum von Unterricht (Wernke & Zierer, 2017, S. 11)
Einige wichtige Aspekte zum Thema Planungskompetenz im Zentrum von Unterricht aus der Forschung von Wernke & Zierer (2017) zur Bedeutung der Unterrichtsplanung sind:
Insgesamt betonen Wernke und Zierer die Relevanz der Planungskompetenz für Lehrkräfte. Sie verbindet pädagogisches Wissen, Fachwissen und fachdidaktisches Wissen. Aus vielen Forschungsergebnissen wird aber deutlich, dass die Bedeutung der Planung theoretisch und in Studien zwar immer gefordert wird, in der Realität aber nur rudimentär anzutreffen ist. Wernke und Zierer (2017) sehen die Ursache dafür nicht in den Kompetenzen der Lehrpersonen, sondern in der Art der Vermittlung in der Lehrerbildung, da Planungsarbeit in der Ausbildung als nicht sinnvoll und nützlich wahrgenommen wird.
Lehrpersonen lernen das Planen nicht im Abhaken von Checklisten und Ausfüllen von Kästchen. Vielmehr sind die wichtigsten Planungsdimensionen so zu verinnerlichen, dass sie auch in der Berufstätigkeit Anwendung finden. Fokussierung auf das, was Fortschritt im Lernen begünstigt und Hindernisse abbaut, sind notwendig. Zwei zentrale Werkzeuge einer solcherart pragmatischen Planung sind das Denken vom Ende her, d.h. von dem, was resultieren sollte, sowie einer herausragenden Stellung von kompetenzorientierten Aufgaben in der Planungsphase von Unterricht (Fraefel, 2023).
Die grundsätzliche Verpflichtung den Unterricht zu planen, ist im §51 des Schulunterrichtsgesetzes, der die Funktion des Lehrberufs bestimmt, grundgelegt. Die Hauptaufgabe der Lehrperson ist die im §17 SchUG dargestellte Unterrichts- und Erziehungsarbeit. Lehrpersonen haben den Unterricht sorgfältig vorzubereiten. Dabei sind „fachliche, didaktische, methodische, aber auch psychologische, gesellschaftskundliche, berufskundliche und andere Aspekte (Neugebauer & Riegler, 1999) mit einzubeziehen. Daraus wird deutlich, dass die Erfüllung der Lehrverpflichtung, also das Unterrichten selbst, nur einen Teil des Berufsauftrags von Lehrpersonen ausmacht. Daneben sind die Vorbereitung, die auch die berufliche Fortbildung einschließt, sowie die Auswertung des Unterrichts gleichwertige Bestandteile.
Auch im dritten Teil des Lehrplans 2023 findet man in den allgemein didaktische Grundsätzen im Grundsatz 4 die Verpflichtung, den Unterricht sorgfältig zu planen und für eine kompetenzfördernde Umgebung zu sorgen. „Lehrerinnen und Lehrer planen den Unterricht sorgfältig und sorgen für eine kompetenzfördernde Lernumgebung. Die Unterrichtsplanung beginnt mit einer Jahresplanung, die bei Bedarf adaptiert wird. Im Laufe des Schuljahres wird diese durch mittel- und kurzfristige Planungen adaptiert und ergänzt. In die Planungen miteinzubeziehen sind kompetenzfördernde Aufgaben, welche im Sinne der Ergebnisorientierung auf eigenständiges, entdeckendes und forschendes Lernen abzielen. Damit fordern und fördern Lehrerinnen und Lehrer inhalts- und prozessbezogene sowie fächerübergreifende und überfachliche Kompetenzen.“
Jahresplanungen
Die Jahresplanung ist ein unerlässliches Werkzeug für jede Form von Unterricht. Ihre wesentliche Funktion ist nicht, dass sie inhaltlich und zeitlich penibel eingehalten wird, sondern dass Sie die methodische und thematische Strukturierung des Unterrichts vorgibt, dabei wie ein „Roter Faden“ das Unterrichtsjahr durchzieht und als Planungsgrundlage für die mittel- und kurzfristige Planung jederzeit zur Verfügung steht.
Sie bildet die geplanten Unterrichtsinhalte für das gesamte Schuljahr übersichtlich ab und orientiert sich dabei an gesetzlichen Vorgaben (Lehrplan, Kompetenzbereichen), aber auch an schulinternen Richtlinien.
Das Herausarbeiten der relevanten Bereiche für den eigenen Unterrichtsgegenstand aus dem Lehrplan und das übersichtliche Zusammenfassen sind essentiell und dienen als Grundlage für die Planung. Der Plan ist als die gröbste Form der Unterrichtsplanung zu verstehen. Er verteilt die zu behandelnden Unterrichtsthemen und Kompetenzen der jeweiligen Schulstufe auf die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit.
Dabei sind die Wochenstundenanzahl Ihres Unterrichtsfachs und, soweit bereits bekannt, unterrichtsfreie Zeit (gesetzliche Feiertage, Ferien, schulautonome freie Tage, Konferenzen), Projekte, Exkursionen, schulstufenübergreifende Planungen, Projektwochen, Schulfeste, … zu berücksichtigen. Die Themen werden noch nicht in Unterthemen bzw. Unterrichtseinheiten zergliedert, sondern lediglich als Themenblock dargestellt.
Das „WAS“, gelernt werden soll, hat Priorität vor dem, WIE“ gelernt werden soll.
Mittelfristige Planung
Die Jahresplanung wird während des Schuljahres durch mittelfristige Planungen ergänzt. Mittelfristige Planungen umfassen einen Zeitraum von mehreren Wochen. Sie bilden das Zwischenstück zwischen der überblickshaften Jahresplanung und den konkreten Stundenplanungen.
Für mittelfristige Planungszeiträume eignet sich das Rückwärtige Lerndesign besonders gut als Planungsunterstützung. Es legt den Fokus auf das WAS des Unterrichts, nicht auf das WIE. Unterrichtsvorgänge werden hierbei „vom Ende her gedacht“, indem eingangs Kernfragen und Kernideen formuliert werden, auf deren Basis Ziele auf den Dimensionen Wissen, Verstehen, Tun-Können abgeleitet werden (Hattie, 2011). Ein Lerndesign weist keinerlei methodisches Vorgehen bzw. keine kleinschrittige zeitliche Taktung aus. Das erfolgt erst in der Phase der Unterrichtsgestaltung. Charakteristisch für ein Lerndesign ist die Formulierung von authentischen Lernaufgaben und das Mitdenken von Beurteilungsmöglichkeiten am Ende der Lernsequenz. Insbesondere der Fokus auf Verstehen sichert den nachhaltigen Kompetenzerwerb (Wiggins & McTighs, 2005).