Die EDU|days 2025 boten den Teilnehmenden erneut eine Plattform für Austausch, Inspiration und gemeinsames Nachdenken über die Zukunft des Lernens. Im Fokus standen die Potenziale und Herausforderungen digitaler Medien im Unterricht – kritisch reflektiert, praxisnah diskutiert und fachübergreifend vernetzt.
Peter Groißböck moderierte und sprach verbindende Worte, die für eine inspirierende Atmosphäre sorgten. Friedrich Faulhammer, Rektor der Universität für Weiterbildung Krems, begrüßte die Teilnehmenden herzlich und eröffnete die Veranstaltung.
In ihren Vorträgen zeigten Erwin Rauscher, Rektor der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH NÖ), sowie Doris Weßels, Wirtschaftsinformatikerin und Hochschulprofessorin, wie sich die Rolle der Lehrperson im Zeitalter künstlicher Intelligenz neu definiert. Im Zentrum standen Lehrpersonen als Gestalter*innen – von Lernprozessen, von Bildungsräumen und von Haltung im Wandel. Zwischen Fürsorge und Fortschritt, zwischen Verantwortung und Technologie zeichnet sich ein neues Rollenverständnis ab: Lehren heißt heute, Bildung aktiv zu formen – mit Weitblick, Menschlichkeit und Mut zur Gestaltung. In seinem Vortrag über Bildung im Zeitalter künstlicher Intelligenz entwarf Erwin Rauscher, Rektor der PH Niederösterreich, das Bild einer Generation, die sich im Virtuellen eingerichtet hat. „Ich surfe, also bin ich“ – mit diesen Worten beschrieb Rauscher eine Existenzform, in der Präsenz durch Permanenz ersetzt wird. In diesem Spannungsfeld zwischen digitalem Fortschritt und pädagogischer Verantwortung betonte er die Rolle der Lehrperson: „KI ersetzt Lehrpersonen nicht, aber sie ermächtigt sie, sich zu konzentrieren auf Motivation, auf Inspiration.“ Darüber hinaus setzte er dem Trend zur Bequemlichkeit zwei zentrale Herausforderungen entgegen: Zum einen die Notwendigkeit von Zuversicht – „Zuversicht ist die Einsicht auf Aussicht“ – als vertrauensstiftende Kraft, die in einer digitalisierten Welt Orientierung biete. Zum anderen hob er die Bedeutung von Fürsorge und gelebtem Caring im Unterricht hervor – als zukunftsweisende pädagogische Haltung, die dem Bildungsauftrag Tiefe, Menschlichkeit und Beziehung verleiht.
Digitale Bildung erfordert aktives Mitgestalten: „Digitale Bildung ist nicht, Berge zu versetzen, sondern Berge zu erklimmen“, so Rauscher.
Doris Weßels rückte in ihrem Vortrag mit dem Titel „Im Spannungsfeld von Verheißung und Verhängnis: Der Einsatz von KI-Agentensystemen in der Bildung und Wissenschaft“ eine zentrale Erkenntnis ins Zentrum: Bildung steht an der Schwelle zu einem tiefgreifenden Wandel – nicht irgendwann, sondern jetzt. Die Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Kiel zeigte, wie Künstliche Intelligenz das Lehren und Lernen neu strukturiert – insbesondere durch Co-Teaching-Modelle, in denen Lehrpersonen und KI-Agentensysteme gemeinsam Lernprozesse gestalten. Sie beschrieb eine dreistufige Entwicklung: Von klassischen Lernplattformen über spezialisierte Feedback-Tools bis hin zu intelligenten Systemen, die personalisierte Lernpfade in Echtzeit steuern.
Doris Weßels setzte eine klare Aufforderung, sich der digitalen Transformation nicht zu entziehen – sondern ihr mit Haltung und Gestaltungswillen zu begegnen: „Ob wir das wollen oder nicht – es kommt über uns. Aber je früher wir uns damit auseinandersetzen, desto besser können wir es gestalten“, so Weßels. Zugleich mahnte sie, den technologischen Wandel nicht passiv zu ertragen, sondern aktiv mitzugestalten: „Es ist ein Aufbruch in eine neue Bildungswelt – und wir müssen aufpassen, dass sie nicht eindimensional bleibt“, so die Expertin und Wirtschaftsinformatikerin. Dabei betonte sie den notwendigen Rollenwandel von Lehrpersonen im Zusammenspiel mit intelligenten Agentensystemen und digitalen Tools – hin zu einer neuen Professionalität zwischen Technikverantwortung und pädagogischer Gestaltung: „Wir müssen uns diesen Rollenwechseln stellen. Wir sind wie Architekt*innen, die Lernräume gestalten“, so Weßels.
Nach den Keynotes erwartete die Teilnehmenden ein vielseitiges Workshop-Programm mit einem klaren Schwerpunkt auf Künstlicher Intelligenz. In zahlreichen Sessions wurde KI aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet: etwa im Workshop von Ferdinand Stipberger zum Prompt Engineering. Ebenso praxisnah zeigte Melissa Kozik, wie sich mit Hilfe von KI Comics erstellen lassen – eine kreative Methode zur Förderung von Grammatik- und Rechtschreibkompetenzen. Weitere KI-orientierte Workshops widmeten sich dem Einsatz generativer KI im Schulalltag, KI-unterstütztem Sprachenlernen, KI in der digitalen Prüfungsumgebung sowie dem wissenschaftlichen Schreiben mit KI-Tools.
Auch über den KI-Schwerpunkt hinaus wartete das Programm mit inspirierenden Workshops auf. Sabine Römer und andere demonstrierten, wie Escape Rooms im Miniformat oder Wimmelbild-Welten mit PowerPoint spielerisches Lernen fördern können. Im Workshop „Im Netz der Desinformation“ drehte sich alles um demokratiefördernde Medienkompetenz, während Thomas Krupa Tipps zur digitalen Selbstverteidigung vermittelte. Didaktische Impulse lieferten Workshops zur sprachbewussten Gestaltung von Fachunterricht, zur Gamification mit Questify oder zum Einsatz von Smart-Home-Technologien im Informatikunterricht.
Zum Abend des ersten Konferenztages hielt der Initiator der EDU|days, Gerhard Brandhofer, eine kleine launige Rückschau auf 15 erfolgreiche Jahre der Konferenz. Was vor 15 Jahren in kleinem Rahmen – „mit Soletti und Keksen aus dem Supermarkt als Verpflegung“ – begann, hat sich mittlerweile zu einem wichtigen, jährlich fixierten Event für Medienpädagog*innen im deutschsprachigen Raum entwickelt. Die diesjährigen Teilnehmenden speisten auf Einladung des Universität für Weiterbildung in der neuen CampusHall Krems.