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SELBSTbestimmt – Handy & Co: Tagung zur gemeinsamen Verantwortung in Bildung und Gesellschaft

Am 12. November 2025 versammelte sich die Pädagogische Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) in Baden zu einem Tag des Zuhörens, des Suchens und der vorsichtigen Annäherung an jene Fragen, die die Gegenwart unruhig machten. Einleitende Worte sprach Christiane Teschl-Hofmeister, Landesrätin für Bildung, Soziales und Wohnbau, die die Bedeutung eines verantwortungsvollen und gemeinsam getragenen Umgangs mit digitalen Medien betonte.

Unter dem Titel „SELBSTbestimmt – Handy & Co“ entfaltete sich ein Programm, das weniger fertige Antworten bot als einen Raum, in dem Denken wieder möglich wurde. Es war, als hätte sich für einen Tag der Lärm der digitalen Welt leicht zurückgezogen, damit Worte hörbar wurden, die man im Alltag allzu schnell überging.

Zusammenarbeit, die trägt

Mehr als 270 Teilnehmende nahmen an diesem Symposium teil, das seit 2011 in Kooperation zwischen der PH NÖ und der Fachstelle für Gewaltprävention des Landes Niederösterreich durchgeführt wird. Konzeption und Organisation lagen bei Henriette Höfner, Leiterin der Fachstelle für Gewaltprävention im Amt der NÖ Landesregierung, und Kerstin Angelika Zechner, Leitung des Departments für Diversität an der PH NÖ.

Die Veranstaltung richtete sich an Lehrkräfte, Sozialarbeit, Schulpsychologie, Jugendarbeit und weitere Fachpersonen aus Bildung und Beratung. Im Mittelpunkt standen die Chancen und Herausforderungen der digitalen Lebenswelt junger Menschen: Medienkompetenz, digitale Selbstfürsorge, neue Lernformen, aber auch Cybermobbing, extremistische Inhalte und Desinformation. Neben Fachvorträgen bot das Symposium ein breites Workshop-Programm, das praktische Zugänge eröffnete und Raum für fachlichen Austausch schuf.

Getragen wurde der Tag von einer engen Zusammenarbeit zwischen Pädagogischer Hochschule, Fachstelle für Gewaltprävention und dem Amt der NÖ Landesregierung. Spürbar war, dass hier verschiedene Perspektiven zusammenkamen, die das Thema nicht verengten, sondern öffneten. Durch den Tag führte Nina Kraft, deren Moderation dem Programm eine klare Struktur und verlässliche Orientierung gab.

Gemeinsame Verantwortung

Zu Beginn wurde deutlich, dass Bildung längst auf eine hochdynamische Welt reagierte. Lehrende, Forschende und Verantwortliche tasteten sich an die Frage heran, wie man Kinder und Jugendliche begleiten könnte, ohne ihnen Entscheidungen abzunehmen, und sie dennoch vor Überforderung zu schützen.

In diesem Zusammenhang unterstrich PH NÖ-Vizerektorin Edda Polz, dass Schulkultur dort entstehe, wo Menschen Schule gemeinsam gestalten – im Dialog, in geteilten Haltungen und in verlässlichen Vereinbarungen. Ihre leitende Idee formulierte sie so: „Indem wir umdenken, von der Sanktion zur Prävention, von der Abschreckung zur Anregung, vom Übereinander-Bestimmen zum Miteinander-Vereinbaren.“ Und sie fasste den Anspruch zusammen: „Die Schule braucht eine Kultur der Überzeugung, des Dialogs und der Vereinbarung.“

Im Anschluss lenkte Karl Fritthum, Bildungsdirektor für Niederösterreich, den Blick auf die Rolle der Erwachsenen im Umgang mit digitalen Medien: „Wir dürfen uns als Erwachsene nicht ausnehmen. Wir reden oft über die Jungen, aber wir selbst kämpfen genauso mit dem Handy“, so Fritthum. Damit machte er sichtbar, dass digitale Herausforderungen nicht allein in der Schule gelöst werden können, sondern gemeinsame Verantwortung erfordern – von Familien, von Gesellschaft, von allen, die junge Menschen begleiten.

Digitale Realität im Unterricht

Elke Höfler machte deutlich, wie selbstverständlich künstliche Intelligenz bereits Teil jugendlicher Medienpraxis geworden ist – oft unsichtbar eingebettet in alltägliche Anwendungen. Sie stellte die Frage nach einer sinnvollen Nutzung: „Wie nutzen wir die KI nicht als Substitut, sondern als co-kreativen Partner, co-kreative Partnerin?“ 

Im weiteren Verlauf beschrieb Medienpädagoge und PH NÖ-Lehrender Walter Fikisz, wie stark das Smartphone den schulischen Alltag prägt – als Ablenkung und als potenzielle Lernchance: Entscheidend sei nicht das Gerät selbst, sondern der pädagogische Zweck: „Nur dann, aus meiner Sicht, sollen wir sie einsetzen, wenn sie uns eben auch dabei helfen, lernen zu vertiefen.“ Zudem betonte er die Bedeutung eines ausgewogenen Zugangs: „Das Ziel soll nicht sein, dass die digitale über die analoge Welt siegt, sondern dass es ein Zusammenspiel ist − analog und digital; ohne Konkurrenz“, so Fikisz. Zum Abschluss rückte er praktische Wege der Selbstregulation in den Blick: reduzierte Benachrichtigungen, bewusst gestaltete Startseiten, räumliche Distanz beim Lernen. Medienkompetenz erschien damit nicht nur als technisches Können, sondern als Fähigkeit, das eigene Nutzungsverhalten zu reflektieren und zu steuern.

Am Ende dieses Tages stand kein fertiges Ergebnis, sondern eine gemeinsame Einsicht: Digitale Selbstbestimmung lässt sich nicht anordnen. Sie entsteht dort, wo Menschen einander zuhören und Verantwortung teilen. Nicht die Technik bestimmt, wo, hin wir gehen – sondern die Art, wie wir miteinander darüber sprechen. Die Tagung verdeutlichte,  dass digitale Selbstbestimmung zwischen Generationen, Orten und Erfahrungen wächst – und nur dort Bestand hat, wo sie gemeinsam getragen wird.

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12. November 2025 | Weiterbildung | PH NÖ