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Lernen braucht Raum - Raum macht Lernen

Wie sich die Gestaltung von Lernräumen auf das Lehren und Lernen auswirkt, stand gestern im Mittelpunkt des diesjährigen Symposiums zur Eröffnung der Pädagogischen Hochschulwochen. Als Veranstaltungsort dafür diente die Universität für angewandte Kunst in Wien. Gastgeber Rektor Gerald Bast und PH NÖ-Rektor Erwin Rauscher betonten in ihren Grußworten beiderseits die Freude über die neue Zusammenarbeit der Angewandten und der Pädagogischen Hochschule.

Karl-Heinz Imhäuser, Vorstand der deutschen Montagsstiftungen in Berlin zeigt in seinem Vortrag Möglichkeiten auf, wie Schulbauten gestaltet werden können, damit sie den Anforderungen moderner Lernformen entsprechen: "Eine der größten Herausforderungen im Schulsystem ist es, mit Heterogenität umzugehen. Und diese korrespondiert mit einem Modernisierungsschub im Schulbau." Die Modernisierung von Lernräumen müsse aber nicht mit einem Neubau des Schulgebäudes einhergehen, so Imhäuser. Oft könne bereits dessen Umgestaltung viel bewirken, etwa die Schaffung von durch mehrere Klassen genutzte gemeinsame offene Lernlandschaften mit Sitzinseln, Thinktanks und flexiblem Mobiliar.

Der Pädagoge plädiert dafür, die strikte Trennung zwischen Lern-, Versorgungs- und Erholungszonen aufzuheben, Räume mehrfach flexibel zu nutzen und ermutigt zum Lernen an bisher ungewöhnlichen Orten. Auch wenn dies anfänglich scheinbar nach Chaos aussehe und durch selbst organisiertes Lernen der Schülerinnen und Schüler auch die Ruhe verloren gehe, die Lehrerinnen und Lehrer im Klassenzimmer als abgeschirmten Lernraum stets verfolgen: "Wir leben in einer Welt mit zunehmender Geräuschkulisse. In der Schule wird aber jedes Geräusch sanktioniert. Wir müssen die Schüler befähigen, in rauschreichen Umgebungen fokussiert arbeiten zu können."

Flexible Räume schaffen mehr Freiheit

Christoph Kaltenbrunner, Professor an der Universität für angewandte Kunst, unterstreicht in seinem Referat die Forderungen Imhäusers und führt dies anhand des Beispiels eines Schulverbundes in Feldkirchen an der Donau vor. In diesem neuen Schulgebäude wurde die klassische Einteilung in Klassenräume durchbrochen. Ein großer Marktplatz in der Mitte des Gebäudes kann flexibel von allen genutzt werden, ebenso Freiräume in einem großzügig gestalteten Balkonbereich. Die entstehende Geräuschkulisse wird durch hängende Deckenelemente aufgefangen.

Ein Problem bei Schulneubauten erkennt Kaltenbrunner darin, dass oft schulinterne pädagogische Überlegungen nicht mit dem Architekten kommuniziert werden. Dies mache es für die Architekten schwierig, bei der Planung den Wünschen der Schulleitung zu entsprechen.

Auch ein Kasernenbau kann sehr lebendig werden

Obwohl er von der Auswirkung von Lernräumen auf die Qualität des Lernens überzeugt sei, relativiert Kaltenbrunner: "Architektur ist wichtig, aber wesentlich sind die darin wirkenden Lehrerinnen und Lehrer, Direktorinnen und Direktoren." Letztlich könne auch ein Kasernenbau als Schule durch die darin Lehrenden und Lernenden sehr lebendig werden.

"Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder"

Rektor Erwin Rauscher unterstreicht in seinen Worten die Ideen der beiden Experten nach mehr Freiheit in der Gestaltung von Schulräumen: "Überlassen wir das Kommando nicht einer Diktatur der Normen im rigiden Korsett - bei allem Druck seitens der Kosten-Nutzen-Realität. Erwarten wir von der politischen Entscheidung die Abkehr vom Prototyp der Serie des Gebräuchlichen." Denn: "Wer Kindern Paläste baut, reißt Kerkermauern nieder."

Eine Übersicht über alle Veranstaltungen im Rahmen der diesjährigen "Pädagogischen Hochschulwochen" der PH NÖ finden Sie hier

Alle Vorträge in voller Länge finden Sie auf unserem Youtube-Channel 

6. Juli 2017, Erstellt von Walter Fikisz | Fortbildung | Weiterbildung | PH NÖ | International