Zum Abschlussevent des Erasmus+-Projekts „CultureNature Literacy“ lud das Projektteam von neun Institutionen aus fünf europäischen Ländern am 22.10.2025 an den Campus Baden der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich.
Wie verändert das Denken von KulturNatur als gemeinsames Ganzes den Unterricht? Über 300 Teilnehmer*innen folgten der Einladung zum Perspektivenwechsel. In dreijähriger intensiver Projektarbeit sind unter dem Lead der PH NÖ vielfältige didaktische Impulse für kulturelle Nachhaltigkeit entstanden – Inspirationen zur zukunftsorientierten Reflexion der Mensch-Natur-Verhältnisse im Anthropozän. Denn CultureNature Literacy (CNL) wurde definiert als schulische Schlüsselkompetenz für Zukunftsgestaltung im Anthropozän und ausformuliert als ein Konzept gegen Zukunftsangst und Klimasorge.
Es war ein Finale der besonderen Art: Pädagog*innen, Direktor*innen, Kulturschaffende, Schüler*innen, Studierende und Lehrende füllten miteinander den Hörsaal am Campus Baden – der nicht umsonst den lateinischen Namen AEQUALITAS („Gleichheit“) trägt.
Vizerektorin Edda Polz eröffnete den Fortbildungstag mit Worten des US-amerikanischen Pädagogen John Dewey: „Bildung ist nicht die Vorbereitung auf das Leben; Bildung ist das Leben selbst.“ Am Miteinander von Forscher*innen, Lehrer*innen, Studierenden und Schüler*innen hob sie hervor, dass es nicht „um das Verwalten und die Weitergabe von Wissen“ geht, „nicht nur um die Verwandlung von Unwissen in Wissen, sondern auch darum, neues Unwissen zu schaffen – nämlich etwas zu entdecken, von dem wir nicht wussten, dass wir es nicht wussten.“
Berbeli Wanning und Jana Mikota (beide: Universität Siegen) präsentierten zum Einstieg „Bücher, die ökologisch aufrütteln“ und zum Mitdenken ermutigen. In ihrem lebhaften Dialog lenkten sie den Blick auf Pflanzen als Handlungstragende in Büchern und stellten die Plant Studies als kulturwissenschaftliches Forschungsfeld vor. Die Beispiele aus der Jugendliteratur luden zur Wahrnehmung vergangener und zukünftiger Entwicklungen aus einer ungewohnten Perspektive ein. „Keine Kindheit ohne Tierbuch – aber welche Pflanze kennen wir aus der Literatur?“, fragten Berbeli Wanning und Jana Mikota pointiert und lenkten damit den Blick auf das kulturelle Ungleichgewicht in der Wahrnehmung von Lebewesen: „Pflanzen in Geschichten bleiben oft stumm. Wir lesen über sie hinweg.“
Die Schriftstellerin Melanie Laibl erzählte im Werkstattgespräch mit Carmen Sippl (PH NÖ) über den Entstehungsprozess ihrer Sachbilderbücher (So ein Mist, Schau wie schlau, WErde wieder wunderbar), in denen sie kuratiertes Fachwissen mit sprachspielerischer Erzählfreude vermittelt. Sie gewährte Einblicke in die Zusammenarbeit mit verschiedenen Illustratorinnen und Grafikerinnen, die ihre Texte ins Bild setzen, und in das aktuell im Entstehen begriffene Sachbilderbuch „Ganz schön schleimig“.
In den Nachmittagsworkshops konnten die Teilnehmer*innen Next-Practice-Beispiele für den Unterricht kennenlernen: dramapädagogische Übungen zur Erkundung des Bodens „unter unseren Füßen“ mit Ioana Capatu (PH NÖ) und Zukunftsvisionen inspiriert von Bilderbüchern im Future Stories Lab mit Carmen Sippl (PH NÖ). Die Verflechtung von sozialen und technischen Aspekten in der Bildung war das Thema im Workshop „Envisioneer!“ mit Emanuele Bardone (Universität Tartu) und Wasser-Poesie beim literarisch-ökologischen Spaziergang am Badener Mühlbach mit Anke Kramer (Droste-Forschungsstelle der LWL-Literaturkommission für Westfalen).
Auf der Webseite stehen zur freien Verfügung
• mehr als 80, teils mehrsprachige Unterrichtsbeispiele auf der Plattform „CNL für den Unterricht“
• literarische Impulstexte zur Reflexion der Mensch-Natur-Beziehungen im Unterricht in „CNL-Narrationen“
• inspirierende Einheiten für das Selbststudium oder zur Integration in Lehr-/Lerneinheiten im CNL-MOOC
• das CNL-Handbuch mit den konzeptuellen Grundlagen, jeweils erläutert an einem praktischen Beispiel
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung tragen allein die Verfasser*innen; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.