Am Montag, dem 10. November 2025, besuchte PH NÖ-Lehrende Margarethe Kainig-Huber gemeinsam mit Studierenden des Fachdidaktik-Kurses 2 sowie der begleitenden Schulpraxis-Lehrveranstaltung im Unterrichtsfach Geschichte und Politische Bildung die Gedenkstätte Hartheim – einen jener Orte, an denen Geschichte nicht nur erzählt, sondern in Mauern, Räumen und Stille spürbar wird.
Schon beim Betreten des Renaissanceschlosses begegnete die Gruppe einem irritierenden Nebeneinander: repräsentative Architektur und die Ahnung einer Vergangenheit, die sich nicht abstreifen lässt. Guide Gabi nahm die Studierenden in Empfang, sammelte erste Eindrücke und rekonstruierte anschließend anhand eines Zeitstrahls die wechselvolle Geschichte des Hauses. In der Ausstellung „Wert des Lebens“ vertieften die Studierenden ihr Verständnis der NS-Eugenik. Sie analysierten Dokumente, mit denen Täter ihre Verbrechen zu verschleiern suchten. Gabi beantwortete Fragen, öffnete Kontexte und zeigte ein Hochzeitsfoto von Menschen, die während der NS-Zeit im Schloss arbeiteten – ein stiller Schock, der von jener Normalität erzählt, die sich mitten im Verbrechen fortsetzte.
Im Erdgeschoss verdeutlichte eine Übersichtskarte, wie eng Hartheim in das Geflecht nationalsozialistischer Tötungsanstalten eingebunden war. Ermordet wurden hier Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen, ebenso KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter*innen, die als „nicht mehr arbeitsfähig“ galten. Der Rundgang im Außenbereich führte zu Erinnerungstafeln und einem symbolischen Grab aus über 20.000 Steinen. An der ehemaligen Ankunftsrampe der Busse wurde greifbar, wie nah Verbrechen und Alltagsleben beieinander lagen: In unmittelbarer Umgebung befanden sich ein Gasthaus und ein Geschäft – Orte, die Mitarbeitende der Tötungsanstalt regelmäßig aufsuchten.
Im Schloss selbst besichtigte die Gruppe den Entkleideraum, die teils freigelegte Gaskammer, den Technikraum, den Leichenlagerraum und jenen Raum, in dem der Verbrennungsofen stand. Eine Installation aus rund 23.000 Namen erinnert an identifizierte Opfer; ein archäologischer Grabungsschnitt zeigt vergrabene persönliche Gegenstände – stille Fragmente ausgelöschter Biografien.
Die Mittagspause im integrativ geführten Café Lebenswert empfanden viele Studierende als wohltuenden Kontrapunkt: ein Ort der Begegnung in der Gegenwart.
Am Nachmittag teilte sich die Gruppe. Irene gab einen Überblick über die pädagogischen Angebote der Gedenkstätte; Peter öffnete einen Blick in die Arbeitsweise des Archivs – in seinen Alltag, seine Unwägbarkeiten und seine besonderen Funde. Nach rund einer halben Stunde wurden die Gruppen gewechselt. Am späten Nachmittag endete die Exkursion – nicht jedoch das weiterdenken dessen, was dieser Ort mitgibt.
Einige Bilder dieses Tages werden bleiben: ein Raum, der nur noch stumm erinnert, eine Wand voller Namen, Steine, die schwer in der Hand liegen. Aus ihnen entsteht ein leises Wissen: dass nichts in einer Gesellschaft selbstverständlich ist, auch nicht das, was einmal fest erschien.
Im genauen Hinschauen öffnet sich ein Raum für Gegenwart – eine, in der Würde nicht verhandelbar bleibt und Demokratie kein Besitzstand ist, sondern etwas, das unserer stetigen Anstrengung und unserer Wachsamkeit bedarf.
Die Stimmen der Zeitzeug*innen werden leiser, viele sind schon verstummt – und dennoch bleiben sie Teil eines Erinnerns, das fortgeführt werden muss. So beginnt Verantwortung: im Bewahren der erzählten Geschichte und im Handeln, das unsere Zukünfte prägt.