Die Österreichische UNESCO-Kommission lud die 13 österreichischen Lehrstühle zum Vernetzungstreffen an die Fachhochschule (FH) Kärnten. Das gemeinsame Thema lautete: Schutzgebiete aus interdisziplinärer Perspektive.
Schutzgebiete sind Orte des Naturschutzes und der Landschaftspflege, Lern- und Erfahrungsräume, Labore für Ideen und Areale der Bewahrung dessen, was für uns von Wert ist. Beim Vernetzungstreffen der österreichischen UNESCO-Lehrstühle wurde in einem Symposium zum Thema „Schutzgebiete – über materielle und imaginative Räume des Bewahrens und des Wandels aus interdisziplinärer Perspektive“ diskutiert. Die Positionen von Kulturerbekonservierung, nachhaltigem Naturschutz und Tourismusforschung, von Digitalem Humanismus und Friedens- und Konfliktforschung brachten spannungsreiche Argumente zutage. Das Konzept von Futures Literacy, vertreten durch die UNESCO-Lehrstühle an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) und am Management Center Innsbruck (MCI), nimmt dabei eine Brückenfunktion – insbesondere aus der Bildungsperspektive – ein; denn es geht hier um die Stärkung der Vorstellungskraft für eine gute Zukunft für alle.
Carmen Sippl und Karin Tengler vom UNESCO-Lehrstuhl „Futures Literacy – Zukünfte lernen und lehren im Anthropozän“ an der PH NÖ stellten ihr Konzept der Betrachtung von Landschaften als „learnscapes“ (Sippl & Tengler, 2020) vor, als eine Methode, um Zukünftedenken zu üben: Warum sollten wir einen natürlichen Zustand oder eine kulturelle Errungenschaft der Vergangenheit bewahren, und welche Bedeutung haben sie für unsere Zukunft? Die Landschaften im Nationalpark Hohe Tauern (Projektpartner im Erasmus+-Projekt „CultureNature Literacy: Schulische Schlüsselkompetenzen für Zukunftsgestaltung im Anthropozän“) erzählen beispielsweise vielfältige Geschichten; diese bilden den Ausgangspunkt für ein „Futures Stories Lab“, eine der Methoden, die am UNESCO Chair in Learning and Teaching Futures Literacy in the Anthropocene entwickelt werden, um das Imaginieren möglicher und wünschenswerter Zukünfte zu fördern. Dabei werden Natur-Kultur-Verflechtungen und durch menschliche Einflüsse verursachte planetarische Veränderungen erforscht und nachhaltige Zukünfte imaginiert. Die Didaktik der Zukünftebildung, die am UNESCO-Lehrstuhl entwickelt wird, schafft transformative Lernerfahrungen, um das Denken in der Zukunft zu üben und sich eine nachhaltige Zukunft vorzustellen. In einer von Renata Schmidtkunz (ORF) moderierten öffentlichen Podiumsdiskussion wurde anschließend über die Aufgaben der UNESCO-Lehrstühle mit Blick auf gesellschaftliche Diskurse am Beispiel des Themas „Schutzgebiete – über materielle und imaginative Räume des Bewahrens und des Wandels aus interdisziplinärer Perspektive“ im Audimax der FH Kärnten diskutiert. Den Abschluss des Vernetzungstreffens bildete eine Exkursion in den Naturpark Dobratsch, bei der von Expert*innen Interessantes über die Herausforderungen und Chancen eines länderübergreifenden Naturschutzes – hier zwischen Italien, Österreich und Slowenien – erfahren werden konnte.
Links:
• Weitere Infos zum UNESCO Chair in Learning and Teaching Futures Literacy in the Anthropocene hier
• Weitere Infos zur Österreichischen UNESCO-Kommission: hier
• Weitere Infos zum Naturpark Dobratsch: hier
Literatur:
• Sippl, Carmen & Tengler, Karin (2020). Von der Landschaft zur Learnscape. Natur als (digitaler) Lernraum im Anthropozän. In Ch. Trültzsch-Wijnen & G. Brandhofer (Hrsg.), Bildung und Digitalisierung. Auf der Suche nach Kompetenzen und Performanzen (S. 169–180). Nomos Verlag.