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Baden – eine Stadt mit vielen Facetten und Mysterien

Christine Triebnig-Löffler bot den Studierenden im Rahmen der Lehrveranstaltung „Kinder entdecken Raum und Zeit“ einen facettenreichen Stadtspaziergang voller interessanter Informationen und didaktischer Tipps: Ein spannender Rundgang durch Baden, der vielen Studierenden aufgrund der zahlreichen Highlights in schöner Erinnerung bleiben wird – nicht zuletzt aufgrund eines besonderen unterirdischen Juwels, das bezeichnend für Baden ist.

Christine Triebnig-Löffler eröffnete den Stadtspaziergang vor dem Café Central mit den Worten, dass Baden zahlreiche Beinamen habe, wie z.B.  Kurstadt, Biedermeierstadt, Kaiserstadt, Kulturstadt, Kongressstadt, Garten- und Blumenstadt, Schulstadt, Weltkulturerbe-Stadt, Operettenstadt und Stadt der Musik. Darüber hinaus ist Baden natürlich eine (Hoch)Schulstadt, damit konnten sich alle Teilnehmer*innen identifizieren. Alle waren neugierig, die vielen anderen Facetten im Rahmen des Spaziergangs zu entdecken.

Bereits die Römer seien der Schwefelquellen wegen nach Baden gekommen: Diese Info war den meisten der angehenden Primarstufenlehrpersonen bereits bekannt; dies erfuhren sie auch vor Ort von der Vermittlerin. Dass jedoch auch die Wiener Ärzte, wenn sie mit ihrem Latein am Ende waren, viele Patient*innen nach Baden auf Kur schickten, war den meisten neu. Das Kuren hatte in der Neuzeit das Wallfahren abgelöst; die Stadtväter sowie die Stadtmütter ließen sich einiges einfallen, damit sich ihre Gäste in Baden wohlfühlten: Die attraktive Infrastruktur − Bäder, Wanderwege, Parks, Spielstätten für Konzerte und Theater, Beherbergungsbetriebe und Gasthöfe – lockte viele Menschen nach Baden. Darüber hinaus trug die Tatsache, dass sich Kaiser Franz ein Haus in der Stadt gekauft hatte, entscheidend dazu bei, dass es viele Menschen nach Baden zog: Viele folgten seinem Beispiel. Neben Adeligen sowie wohlhabenden Bürger*innen kamen Superstars wie Mozart, Beethoven, Lanner und Strauss nach Baden. Sie wurden hier gefeiert und erholten sich in der Kurstadt. Als „Sommerfrische“ der kaiserlichen Familie erfreute sich Baden im 19. Jahrhundert europaweit großer Beliebtheit: Die Kurstadt wurde von vielen als Lieblingsziel für Tagesausflüge auserkoren und zählte zu jenen Orten, an denen man den Sommer gern in einem Zimmer einer Unterkunft in Logis verbrachte oder sich eine ganze Villa leistete – je nach Geldbeutel. Kaiser Franz Joseph galt allerorts eher als Fan von Bad Ischl; er soll Bad Ischl gegenüber der Kurstadt Baden den Vorzug gegeben haben.

Nach dem großen Brand im Jahre 1812 entstanden in der Biedermeierzeit in Baden zahlreiche neue prunkvolle Gebäude; viele von ihnen prägen noch heute die Stadt.  Zwischen dem Hauptplatz und dem Kaiserhaus erinnert die Dreifaltigkeitssäule an die Dankbarkeit der Badener Bevölkerung, nachdem sie von der Pest verschont worden war; der Wasserbrunnen an der Säule wurde in Gedenken an das missglückte Attentats auf Kaiser Ferdinand errichtet. Baden war auch für Kaiser Karl I., den letzten Kaiser der Habsburgermonarchie, von wesentlicher Bedeutung: Dieser hatte das Oberkommando der österreich-ungarischen Monarchie nach Baden verlegt. Er bewohnte das Kaiserhaus mit seiner Frau und seinen vier Kindern und befehligte von dort die Armee des Kaiserreiches.

Darüber hinaus erklärte Triebnig-Löffler den Studierenden, wie sie mit Kindern die Heiligenfiguren der „Pestsäule“ besprechen und worauf junge Lerner*innen bei der Fassade des Rathauses aufmerksam gemacht werden können. Außerdem berichtete sie, dass früher die Kurgäste bis zu acht Stunden im Schwefelbecken badeten und dort auch „zanderten“. Aus heutiger Sicht würde man sagen, dass sie dort Fitness betrieben. 

Dann galt es, dem geschichtsträchtigen Beethovenhaus einen Besuch abzustatten. Die Teilnehmer*innen erfuhren, dass Beethoven dort auch einen kaiserlichen Schüler namens Rudolph Johann Joseph Rainer von Österreich, den späteren Erzbischof von Olmütz, hatte. Beethoven benötigte mehr als drei Stunden, um mit dem Zeiselwagen von Wien nach Baden zu kommen. Er kurte, komponierte, wanderte und genoss das gute Essen sowie den vorzüglichen Wein. Obwohl er damals beinahe taub war, schuf er großartige Werke; darunter die berühmte Neunte Sinfonie, die am 7. Mai 1824 am Wiener Kärntnertortheater uraufgeführte wurde. Vor 52 Jahren wurde das Hauptthema des letzten Satzes vom Europarat zu dessen Hymne deklariert und 1985 von der europäischen Gemeinschaft als offizielle Europahymne angenommen.  Auf einem seiner vielen Spaziergänge soll Beethoven sich auch einmal verirrt haben und – da er vom Aussehen her an einen Landstreicher erinnert und durch sein Gehabe den Unmut eines Polizisten auf sich gezogen haben soll − im Gefängnis in Wiener Neustadt gelandet sein, so Triebnig-Löffler, die auch heitere Anekdoten aus dem Leben berühmter historischer Persönlichkeiten zu berichten wusste.

Heute gilt Baden an der Seite von zehn weiteren bedeutenden europäische Kurorten als eine serielle, transnationale Welterbestätte.; eine Auszeichnung, auf die man in Baden stolz ist, was einen achtsamen Umgang mit diesem Erbe nach sich zieht. Achtsam gingen die Stadtgärtner*innen auch mit den 26.000 blühenden Rosen im Rosarium um. Man stelle sich vor: In Baden gibt es so viele Bürger*innen, wie es heuer blühende Rosen im Rosenpark gab! Da die meisten Studierenden der Gruppe von Dr.in Margarethe-Kainig-Huber nicht aus Baden sind, wies Triebnig-Löffler die Studierenden auch auf das alljährlich stattfindende Fotofestival hin, wo von Juni bis Oktober eine Vielzahl großformatiger Fotografien – über das Stadtgebiet verteilt − gezeigt werden; heuer lautete das Schwerpunktthema “Weltnaturerbe“.

Vom Beethovenhaus führte der Weg der Gruppe zum Lumpentürl: Wer willens war, das entsprechende Sperrgeld aufzubringen, kam trotz verschlossener Tore über diesen Eingang auch zu später Stunde noch in die Stadt hinein. Am Weg zum Theaterplatz erfuhr die Gruppe, dass Baden mit dem „Zierfandler“ und dem „Rotgipfler“ zwei autochthone Rebsorten habe und es am Grünen Markt eine Badener Hauervinothek mit mittelalterlichem Flair gäbe. Anschließend wurde das Stadtwappen einer genaueren Betrachtung unterzogen und historisch eingereiht. Außerdem erfuhren die Studierenden Wissenswertes über Erato, die Muse der Liebesdichtung, des Gesanges und des Tanzes: Ein ihr gewidmeter Brunnen ziert den Platz vor dem Badener Stadttheater – in Rekordbauzeit errichtet von den Theaterbauprofis Fellner und Helmer, die 50 weitere Theaterbauten auf dem Gebiet der Monarchie erbauten. Die Spielstätte in Baden bietet 700 Personen Platz. Auf dem Spielplan des Stadttheaters Baden finden sich in erster Linie Operetten und Musicals. Triebnig-Löffler erklärte, dass Lehrende Schüler*innen Symbole für Musik und Theater am Platz suchen lassen könnten. Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, wie wichtig es sei, Kinder selbst entdecken und beschreiben zu lassen sowie auf deren Fragen einzugehen.

Auf Mozarts Spuren begab sich die Gruppe zur Stadtpfarrkirche, die nach Zerstörungen durch osmanische Eroberungszüge im Jahr 1683 einen Zwiebelturm erhalten hatte. Mozart begleitete seine Frau Konstanze gerne zur Kur nach Baden, da diese nach sechs Schwangerschaften unter offenen Beinen litt. Mozart freundete sich mit Anton Stoll, dem Schullehrer und Chorregenten der Kirche St. Stephan in Baden, an. Dieser war ihm immer wieder bei der Suche nach Unterkünften in Baden behilflich. Stoll ist Widmungsträger des Ave Verum corpus KV 618: Diese Motette entstand ein halbes Jahr vor Mozarts allzu frühem Tod und gilt als eine der schönsten Kompositionen Mozarts. In der Kirche gibt es ein besonderes Gemälde, das die Steinigung des Heiligen Stephanus zeigt: Paul Troger, einer der bedeutendsten österreichischen Barockmaler, hat dieses kostbare Altarbild gemalt. Es war für die Teilnehmenden berührend, Melodien eines der berühmtesten Werke von Mozart, dem „Ave Verum corpus“, zu hören. Eine Kopie der handschriftlichen Partitur davon ist in der Kirche zu bewundern.

Danach begab sich die Gruppe in den Kurpark zum berühmten „Undine-Brunnen“, aus dem das Hochquellwasser sprudelt – errichtet vom Wiener Bildhauer Josef Valentin Kassin, von dem auch der bereits erwähnten Erato-Brunnen stammt.  Am Weg in Richtung Sommertheater erklärte Triebnig-Löffler, wie aus einer Trinkhalle das Casino- und Congressgebäude entstand. Sie wies darüber hinaus auch auf die vielfältigen kulturellen Angebote der Stadt hin, die bei vielen Teilnehmenden auf Interesse und Neugier stießen.

Nun folgte der geheimnisvolle Teil der Tour: Der Weg der Gruppe führte zur Ursprungsquelle, die von den Römern vor rund zweitausend Jahren freigelegt worden war. Der unverwechselbare Geruch nach Schwefel empfing die Teilnehmer*innen. Am Ende des Tunnels konnte man unter einer Glaskuppel das 31 Grad warme Schwefelwasser sprudeln sehen und hören. Bürgermeister Josef Kollmann ließ vor rund 100 Jahren einen wunderschönen gefliesten Raum als Zuhause der Badener Römerquelle schaffen. Im Kurhaus gibt es unter anderem die Möglichkeit, das Wasser zu trinken. Nahe des Musikpavillons mit Blick auf das Denkmal von Lanner und Strauß verabschiedete sich unser sympathischer Guide Christine Triebnig-Löffler.  In Anbetracht der von Triebnig-Löffler äußerst spannend gestalteten Führung wurde den Studierenden bewusst, dass Baden seine vielen verschiedenen Beinamen zu Recht trägt. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die Stadtgemeinde Baden, die den Studierenden der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich diese tolle Führung ermöglichte: Viele sehen nun die Straßen und Sehenswürdigkeiten von Baden dank des neu erworbenen Wissens in Hinblick auf ihre Studienstadt mit anderen Augen.

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14. November 2024 | Ausbildung | PH NÖ