Zum Auftakt der diesjährigen Fortbildungsreihe „Begegnungen Kulturerfahrung“ hatten schulische Führungskräfte am 2.10.2025 die außergewöhnliche Gelegenheit, das Burgtheater Wien auf eindrucksvolle Weise kennenzulernen.
Theatervermittlerin Katrin Artl leitete eine Führung, die Einblicke in die Geschichte des Hauses, die Garderobenräumlichkeiten, Hinter- und Unterbühne und den Klimtraum ermöglichte. Der damals erst 23-jährige Gustav Klimt erhielt im Jahre 1886 gemeinsam mit seinem Bruder Ernst Klimt und seinem Freund Franz Matsch den Auftrag, zehn Deckenbilder für die beiden Prunkstiegenhäuser des Burgtheaters anzufertigen. Die dazugehörigen Vorzeichnungen werden im obersten Stockwerk im sogenannten Klimtraum präsentiert und zählen zu den bedeutendsten Werken seiner frühen Periode.
Das 1888 im Auftrag von Kaiser Franz Joseph durch Gottfried Semper und Karl von Hasenauer als k. k. Hofburgtheater fertiggestellte Gebäude bietet Platz für 1107 Zuschauerinnen. Zum Ensemble zählen rund 70 Mitglieder; 400 Mitarbeiterinnen ermöglichen hinter den Kulissen den Theaterbetrieb, der neben Aufführungen auf vier Bühnen (Hauptbühne, Vestibül, Casino am Schwarzenbergplatz und Akademietheater) auch Schulworkshops und Kurse für Laientheater anbietet.
Das Theater – sonst Ort der Inszenierung, der Interpretation und der künstlerischen Darstellung – verwandelte sich für einen Tag in einen Erfahrungsraum für Führung im weitesten Sinne. In einer Atmosphäre, die gleichermaßen geprägt war von Konzentration, Offenheit und Experimentierfreude, konnten die Teilnehmenden erleben, was es bedeutet, im Moment präsent zu sein, Wirkung zu entfalten und bewusst mit den eigenen Ausdrucksmitteln umzugehen.
Nach der Führung hatten die Schulleiterinnen die Gelegenheit, sich in einem theaterpädagogischen Workshop unter der Leitung von Anna Manzano praktisch auszuprobieren. Der Bogen spannte sich von Übungen zur Selbsteinschätzung über Reaktionsübungen in Paaren bis zur Gruppenwahrnehmung mit und schließlich ohne Leiterin und bot viel Material für die eigene Unterrichts- bzw.
Führungstätigkeit.
Spürbar wurden Haltungen, die Führung neu denken lassen: das Aushalten von Ungewissheit, das Spiel mit dem Unvorhersehbaren, das Vertrauen in kollektive Dynamik. In diesem besonderen Raum zeigte sich: Wirksame Führung entsteht dort, wo Beziehung, Atmosphäre und Resonanz bewusst gestaltet werden.
Eine Vorstellung des Vermittlungsangebots für Schulen und ein Gespräch mit Anna Manzano, ihres Zeichens Leiterin der Abteilung „Community und Bildung” rundeten den informativen Besuch im Burgtheater ab. Der Raum selbst, mit seiner Geschichte, seiner Energie und seiner Andersartigkeit, unterstützte diesen Prozess in besonderer Weise. Er öffnete neue Perspektiven auf das eigene Handeln, schärfte das Bewusstsein für Zwischentöne und regte dazu an, Führung nicht nur funktional zu denken, sondern auch kreativ, lebendig und sinnstiftend zu gestalten.