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Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung

„REGE“ in die Bildungslandschaft Niederösterreich

Wir verwenden das Wort „REGE“…

  • einerseits als Akronym für Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung und
  • andererseits als Adjektiv, das für „dauerhafte Bewegung“ und „lebhaft“ steht.

Der Grund dafür ist schnell erklärt: Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung ist für uns in der niederösterreichischen Bildungslandschaft ein (pädagogischer) Prozess, der dauerhaft auf allen bildungspolitischen Ebenen in Bewegung gehalten sowie lebhaft (im Sinne von aktiv und begeistert) in alle Bildungseinrichtungen getragen werden muss.
 

REGE in den drei Qualitätsdimensionen

Strukturqualität

  • Es gibt eine Steuergruppe, in der das Thema Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung behandelt wird. 
  • Es gibt ein Leitbild, in dem das Thema Geschlechtergleichstellung explizit verankert ist. 
  • Es gibt eine Charta zur Kultur des Miteinanders, in der das Thema Geschlechtergleichstellung explizit verankert ist. 
  • Es gibt eine Person an der Bildungseinrichtung, die als Gender- und/oder Gleichstellungsbeauftragte*r fungiert. 
  • Auf den Leitungsebenen sind Frauen und Männer gleichermaßen beschäftigt. 
  • Die Bildungseinrichtung bietet architektonisch eine Umgebung, in der sich Burschen und Mädchen, Frauen und Männer zu gleichen Teilen wohlfühlen. 
  • Bei der Planung von Räumen, Ausstattung und Angeboten finden Interessen und Bedürfnisse von Burschen und Mädchen, Frauen und Männer gleichermaßen Berücksichtigung. 
  • usw.

Prozessqualität

  • Bei Entscheidungsfindungsprozessen ist gewährleistet, dass Frauen und Männer, Burschen und Mädchen sich in gleicher Art und Weise beteiligen können und mit ihrer Meinung wahrgenommen werden. 
  • Das pädagogische Personal ist fachlich sensibilisiert. 
  • Fort- und Weiterentwicklung von Lehrkräften, Schulleitungen und anderem pädagogischen Personal zu Gender- und Gleichstellungsthemen werden gezielt gefördert. 
  • Fort- und Weiterentwicklung von Diversitäts- und Schulqualitätsmanager*innen zu Gender- und Gleichstellungsthemen werden gezielt gefördert. 
  • Die Schulleitung unterstützt Geschlechtergleichstellung an der Schule durch geeignete Maßnahmen der Personalentwicklung. 
  • Die Schule reagiert auf aktuelle Entwicklungen und Fragestellungen im Hinblick auf Pluralität kompetent (z.B. Kopftuch, Zwangsheirat, Flucht, Mobbing usw.) 
  • usw.

Ergebnisqualität

  • Durchden Einsatz vielfältiger Methoden trägt die Lehrkraft dazu bei, dass rollengeprägte Herangehens- und Verhaltensweisen überwunden werden. 
  • Im Rahmen des Unterrichts werden unterschiedliche, individuelle Lernwege zugelassen. 
  • Im Rahmen des Unterrichts werden kooperative Arbeitsformen mit geschlechtsgemischten und –homogenen Gruppen eingesetzt. 
  • Lehrkräfte haben Zeit und Anreiz, ihren Methodeneinsatz unter Geschlechtsaspekten zu reflektieren. 
  • Prozesse zu Meinungsbildung, Lebensplanung und Berufsorientierung der Schüler*innen werden unter gendersensiblen Gesichtspunkten gesteuert und evaluiert? 
  • usw.
     

Umsetzung des Grundsatzerlasses auf Schulebene

Kernbereich 1: Schulebene

  • Ist Geschlechtergleichstellung Teil der langfristigen Vision der Schule? 
    • Ist das Thema im Schulleitbild oder in der Hausordnung verankert? 
    • Sind Lehrer*innen und Schüler*innen in die Erstellung dieser grundlegenden Dokumente eingebunden (gewesen)? 
    • Viele Schulen sind nach Männern benannt (auch indirekt, da viele Schulen nach Straßen und viele Straßen nach Männern benannt sind). Wird das in der Schule thematisiert oder gibt es vielleicht sogar Bemühungen, dies zu ändern? 
  • Wird Geschlechtergleichstellung bei der Einstellung und Beförderung von Personal berücksichtigt? 
    • Gibt es Quoten oder vergleichbare Selbstverpflichtungen? 
    • Werden Frauen bei der Ausschreibung von höherrangigen Posten besonders zur Bewerbung ermutigt? 
    • In der Volksschule: Gibt es besondere Rekrutierungsbemühungen um männliche Lehrkräfte? 
  • Wird Geschlechtergleichstellung bei der Personalentwicklung berücksichtigt? 
    • Werden Lehrkräfte dazu ermutigt, sich zum Thema weiterzubilden? 
    • Bemüht sich die Schule um eine zeitgemäße Weiterbildung zum Thema? 
    • Gibt es ein Handbuch zum Thema für neue Kolleg*innen? 

Kernbereich 2: Lerninhalte

  • Ist Geschlechtergleichstellung in die Lerninhalte der Schule integriert? 
    • Wird GG im Unterricht thematisiert? 
    • Inwieweit spiegelt sich GG in den Materialien der Schule (Schulbücher, Lehrbehelfe, Arbeitsblätter, Buchauswahl, etc.) wider? 
  • Ist die Wahl von Fächern oder die Entscheidung für Schulzweige von traditionellen Geschlechterrollenvorstellungen geprägt? 
    • Wählen Buben vermehrt technische und sportliche Wahl- und Freifächer, Mädchen vermehrt Sprachen und geisteswissenschaftliche Gegenstände? 
    • Sind Buben und Mädchen zu gleichen Teilen in den unterschiedlichen Schulzweigen vertreten? Falls ja, warum, falls nein, warum nicht? 
  • Bietet die Schule geschlechtsneutrale Berufsinformation an? 
    • Werden durch Berufsberatung oder die Thematisierung von Berufswünschen Genderstereotype reproduziert (Krankenschwester – Arzt, Kindergärtnerin – Universitätsprofessor)? 
    • Oder werden diese durch spezifische Angebote sogar herausgefordert (z.B. Buben für Sozial- und Pflegeberufe, Mädchen für naturwissenschaftlich-technische Berufe begeistern)? 
  • Gibt es im Unterricht je nach Fach eine unbewusste Bevorzugung von Buben oder Mädchen? 
    • durch Lehrer*innen selbst? 
    • durch Struktur und Inhalt der Unterrichtsmaterialien? 
    • durch die Auswahl der Bildungsinhalte? 

Kernbereich 3: Lern- und  Schulumfeld

  • Wird Geschlechtergleichstellung bei der Planung und Gestaltung von Räumlichkeiten in der Schule berücksichtigt? 
    • Sind die unterschiedlichen Bedürfnisse in der Raumnutzung von Buben und Mädchen (Klassenzimmer, Pausenhallen und -höfe, Sanitärräume) bekannt und werden diese berücksichtigt? 
    • Wenn Arbeiten von Schüler*innen in der Schule ausgehängt werden, geschieht dies in einem ausgewogenen Ausmaß? 
  • Achtet die Schule bei der bildlichen Darstellung auf Plakaten, Fotos und anderen Aushängen darauf, wie Geschlecht und Sexualität – auch unterschwellig – thematisiert wird? 
    • Sind Männer und Frauen zu gleichen Teilen auf Darstellungen vertreten? In welcher Form? 
    • Werden Geschlechterstereotype und überkommene Rollenbilder auf bildlichen Darstellungen reproduziert? 
    • Wo hängen bildliche Darstellungen aus und zu welchem Zweck? 

Kernbereich 4: Beziehungen

  • Wird in der Schule geschlechtergerechte Sprache verwendet? 
    • in der offiziellen Schulkommunikation 
    • im Unterricht 
    • von Lehrer*innen und Schüler*innen untereinander 
    • Erkennen alle Beteiligten diskriminierende Sprache? 
  • Wie ist die Sozialisation unter Gleichaltrigen im Hinblick auf Geschlechtergleichstellung zu bewerten? 
    • Bilden sich überwiegend geschlechtshomogene oder -gemischte Gruppen? 
    • Wird das Thema Geschlecht / Geschlechterverhältnisse unter den Schüler*innen eher klischeehaft, eher offen oder gar nicht diskutiert? 
    • Gibt es seitens der Lehrer*innen geschlechtsspezifische Erwartungen an das Verhalten von Schüler*innen? 
  • Wird unangemessenes geschlechtsspezifisches Verhalten thematisiert und im Falle des Auftretens, wie wird damit umgegangen? 
    • Werden (unter Schüler*innen oder Lehrer*innen) unangemessene Bild- und Textnachrichten versandt und wie geht man damit um? 
    • Kommt es zu unangemessenem Verhalten im Unterricht und was sind die Folgen? 
  • Gibt es eine Gesamtstrategie zum Umgang mit unangemessenem geschlechtsspezifischem Verhalten?

Kernbereich 5: soziales Umfeld

  • Gelingt es der Schule, die Familien der Schüler*innen in die Gleichstellungsarbeit einzubinden? 
    • Gibt es Strukturen, die den regelmäßigen Kontakt zu den Eltern und auch die Thematisierung von GG ermöglichen? 
    • Werden Schulveranstaltungen genutzt, um mit den Familien über das Thema GG zu kommunizieren? 
  • Welche Rolle spielen andere Bildungs- und Freizeiteinrichtungen? 
    • Gibt es Kontakte zu Schulen und Vereinen, um das Thema GG zu vertiefen? 
    • Wie sieht die Zusammenarbeit aus bzw. wie kann diese aussehen? 
    • Existieren im sozialen Umfeld Einrichtungen, die als Musterbeispiele für eine gute gelebte Praxis hinsichtlich GG bezeichnet werden können? Wie kann von diesen gelernt werden? 
  • Besteht ein Kontakt zu der Kommune – sei es zu Politik, Wirtschaft, Kultur, Verwaltung oder anderen Behörden und (wie) wird dieser genutzt? 
    • Gibt es Verbindungen zu lokalen Arbeitgeber*innen, um Berufsmöglichkeiten jenseits von Geschlechterstereotypen zu präsentieren? 
    • Sind „role models“ (erfolgreiche Menschen mit Vorbildcharakter) aus Politik, Wirtschaft oder Kultur bekannt, die Geschlechterrollen transzendieren? 
    • Können sich Schüler*innen mit Sozialarbeiter*innen und/oder der lokalen Polizei über die Konsequenzen unangemessenen geschlechtsspezifischen Verhaltens austauschen? 
       

Kriterienkatalog für REGE Schulen

Zielgruppe Schülerinnen und Schüler

REGE Schulen

  • gestalten den Unterricht inhaltlich, methodisch und didaktisch so, dass er für Schülerinnen und Schüler gleichermaßen ansprechend und motivierend ist und dass allen ermöglicht wird, ihre Stimme zu erheben, Raum einzunehmen und sich aktiv zu beteiligen.
  • achten darauf, dass die Mädchen und Burschen aus den unterschiedlichen sozial-kulturellen Herkünften ihre oftmals durch Rollenklischees eingeschränkten Entwicklungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen erweitern können.
  • beachten und berücksichtigen die Vorerfahrungen der Mädchen und Burschen sowie deren Interessen und Kenntnisse und bieten im Bedarfsfall kompensatorische Angebote an.
  • bieten vielfältigste Identifikationsmöglichkeiten und Vorbilder innerhalb und außerhalb des Unterrichts an.
  • ermöglichen den Mädchen und Burschen, sich mit geschlechtsspezifischen Rollenbildern und Zuschreibungen sowie mit konkreten weiblichen und männlichen Lebenszusammenhängen in Vergangenheit und Gegenwart auseinander zu setzen.
  • bieten Mädchen und Burschen geeignete Angebote und Möglichkeiten, sich mit ihrer eigenen Geschlechtsidentität, ihren eigenen Vorstellungen, Ängsten und Wünschen auseinander zu setzen, um Handlungsspielräume und Perspektiven zu erweitern.
  • bestärken Mädchen und Burschen in ihrem Anderssein und ermutigen sie in ihren eventuell vorhandenen „untypischen“ Ausbildungs- und Berufswünschen.
  • sind sensibel für geschlechtsspezifische Konfliktlösungsmuster und ermöglichen den Schülerinnen und Schülern eigene Konfliktlösungskompetenz zu entwickeln.
  • bemühen sich um eine geschlechtergerechte Aufmerksamkeitsverteilung innerhalb und außerhalb des Unterrichts

Zielgruppe Lehrer*innen und Schulpersonal

In REGEn Schulen

  • reflektieren die Lehrerinnen und Lehrer ihr eigenes Frau- und Mann-Sein, ihre Vorbildwirkung auf Schülerinnen und Schüler und ihre Erwartungshaltungen gegenüber Mädchen und Buben kritisch als Basis für den Aufbau einer geschlechtssensiblen Haltung und den professionellen Umgang mit dem Thema Gender.
  • verfügen Lehrerinnen und Lehrer über Wissen im Bereich Geschlecht und Identitätsentwicklung, in Bezug auf Doing-Gender-Prozesse, in Bezug auf Geschlechterverhältnisse in Vergangenheit und Gegenwart sowie auch in Bezug auf die Bedeutsamkeit von Geschlecht im Kontextweiterer Diversitäten (z.B. ethnische Zugehörigkeit, soziale Schicht, Religion u.a.).
  • arbeiten Lehrkräfte gemeinsam an geschlechtssensiblen Unterrichtskonzepten und -materialien und tauschen good-Practice-Beispiele aus.
  • sind Lehrer*innen in der Lage (auch gemeinsam mit ihren Schüler/innen) vorhandene Schulbücher und Unterrichtsmittel auf Geschlechtergerechtigkeit hin zu analysieren.
  • reflektieren Lehrpersonen ihren koedukativen Unterricht und erproben auch andere Unterrichtsformen und Gruppenzusammensetzungen (reflektieren z.B. Lernprozesse und Entfaltungsmöglichkeiten in geschlechtshomogenen Gruppen).
  • unterstützen sich Lehrkräfte gegenseitig in der Reflexion ihres eigenen Handelns im Unterricht (z.B. gegenseitige Hospitationen/Unterrichtsbeobachtungen bezüglich genderspezifischer Interaktionsprozesse).
  • erfahren alle in der Schule tätigen Personen die gleiche Wertschätzung unabhängig von ihrem Geschlecht.
  • werden geschlechtergerechte Formulierungen in Wort und Schrift umgesetzt, sodass Burschen/Männer und Mädchen/Frauen gleichermaßen angesprochen werden.

Zielgruppe Schulleitung und -management

In REGEn Schulen

  • wird Gender Kompetenz und Gender Mainstreaming von der Schulleitung/vom Schulmanagement nach innen und außen als Thema mit hohem Stellenwert kommuniziert.
  • verfügt die Schulleitung/das Schulmanagement selbst über Gender Kompetenz.
  • berücksichtigt die Schulleitung/das Schulmanagement Gender Mainstreaming in allen wichtigen Planungs- und Entscheidungsprozessen.
  • setzt Maßnahmen und schafft Anreize zur Förderung von Frauen und Männern in jenen Bereichen, in denen sie jeweils unterrepräsentiert sind (z.B. Frauen in Leitungsfunktionen).
  • fordert die Schulleitung/das Schulmanagement die Weiterqualifizierung des Lehrpersonals im Bereich Gender Kompetenz und GM ein, honoriert und anerkennt bereits vorhandene Gender Kompetenzen und schafft Rahmenbedingungen zur Aneignung von Gender Kompetenzen für alle.
  • wird auf eine geschlechtergerechte Aufgabenverteilung und Personalentwicklung geachtet.
  • existiert eine Steuergruppe oder eine andere Form mittleren Managements mit klar definierten Kompetenzen und Ressourcen für die Umsetzung und Planung von Gender Mainstreaming sowie dem Aufbau von Gender Kompetenz.
  • werden überprüfbare Jahresziele, Maßnahmen und Indikatoren bezüglich dem Aufbau von Gender Kompetenz und der Umsetzung von Gender Mainstreaming gemeinsam erarbeitet.
  • ist die Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache nach innen und außen (schriftlich und mündlich) selbstverständlich.

Zielgruppe Außenbeziehungen

REGE Schulen

  • kommunizieren den hohen Stellenwert von Gender Kompetenz und Gender Mainstreaming transparent und eindeutig nach außen (z.B. Verankerung im Schulprofil und/oder im Leitbild, in der Öffentlichkeitsarbeit, bei Tagen der offenen Tür …).
  • binden Schulpartnerschaftsgremien und Erziehungsberechtigte in geeigneter Form in Fragen rund um Geschlechtergerechtigkeit und Gender Kompetenz ein.
  • kooperieren aktiv mit wichtigen schulischen und außerschulischen Schnittstellenorganisationen und Initiativen (z.B. „Zubringerschulen“, Betriebe, Mädchenberatungsstellen, Männerberatungsstellen …) unter Berücksichtigung von Gender Aspekten.
  • setzen geeignete Initiativen und Maßnahmen, um das sich bisher in der Minderheit befindliche Geschlecht an der Schule nachhaltig besser anzusprechen.
     

Film zum Grundsatzerlatz des BMBWF

Dieser Film des BMBWF bietet einen Einblick in die wichtigsten Inhalte und Ziele des Grundsatzerlasses „Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung“.