Am 24. Februar 2025 fand in bewährter Weise der Tag der Mathematik an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) statt, bei dem in einer Keynote und praxisnahen Workshops innovative Ansätze für einen aktiven Mathematikunterricht präsentiert und diskutiert wurden. Mathematik muss nicht trocken und abstrakt sein – sie kann lebendig, interaktiv und spielerisch erfahren werden: Die Teilnehmenden erhielten spannende Impulse, tauschten sich mit Fachleuten über neue didaktische Konzepte aus und konnten innovative Unterrichtsmaterialien führender Verlage kennenlernen.
Tagungsleiterin Sabine Apfler hieß die Tagungsteilnehmer*innen herzlich zum „Tag der Mathematik“ an der PH NÖ willkommen und bat dann Rektor Erwin Rauscher aufs Podium. In seiner Begrüßungsrede definierte Rauscher die Mathematik als ein lebendiges Wechselspiel aus tiefem Nachdenken, genauer Beobachtung und kreativer Entdeckung neuer Wege. Um dies zu veranschaulichen, ließ er die Teilnehmenden an einer kleinen mathematischen Gedankenspielerei teilhaben: Eines Tages treffen sich Aktivität und Passivität in einer Gleichung. „Ohne mich gibt es keine Bewegung, kein Wachstum, keine Veränderung!“, prahlte die Aktivität. „Ich bin die Ableitung, die alles antreibt.“ Die Passivität lächelte und entgegnete: „Und ohne mich würdest Du unaufhaltsam ins Unendliche rasen – ohne Richtung, ohne Halt. Ich bin das Gleichgewicht, das Dich definiert.“ Das Beispiel zeigt, dass Veränderung ohne Struktur chaotisch wäre, während reine Stabilität Stillstand bedeutet: Erst ihr Zusammenspiel macht mathematische Systeme erfassbar und berechenbar. Es bildet die Basis für die Analyse von Funktionen, Optimierungsprozessen und dynamischen Systemen. Zum Abschluss zitierte Rauscher den in Königsberg geborenen Mathematiker David Hilbert: „Die Mathematik ist eine Spielerei des Geistes, bei der es ernst zugeht. Und genau das wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag“, so Rauscher.
Ein erfolgreicher Mathematikunterricht setze voraus, dass die Lehrperson in der Lage sei, Denkprozesse gezielt zu initiieren und zu fördern, erklärte Monika Musilek in ihrer Eröffnungsrede. „Lernen geschieht erst dann, wenn die Lehrperson weiß, wie sie Denken hervorrufen kann“, betonte sie. Es reiche nicht aus, Wissen nur passiv aufzunehmen – vielmehr sei eine gezielte kognitive Aktivierung erforderlich; es gehe um eine durchdachte Unterrichtsgestaltung, die nicht nur aus gut strukturierten Aufgaben bestehe, sondern auch die Interaktion der Lernenden fördere, erläuterte sie. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses sei die Kommunikationsförderung: „Mathematik ist nichts, das man einsam bewältigt – sie lebt vom Austausch, vom lauten Denken und der gemeinsamen Suche nach Lösungen“, bekräftigte sie. In diesem Zusammenhang hob sie die entscheidende Bedeutung des spielerischen Lernens hervor: „Spiele sind eine der besten Methoden, um Mathematik erlebbar zu machen – also lassen Sie uns spielerisch aktiv werden!“, so Musilek. In ihrem Eröffnungsvortrag veranschaulichte sie, wie Spiele Mathematik lebendig und faszinierend machen können – von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe 2, stets angepasst an den jeweiligen Lern- und Entwicklungsstand. Ob Kartenspiele oder Würfelspiele – die Teilnehmenden konnten selbst ausprobieren, wie strategisches Denken, das Erkennen von Mustern und das Entdecken mathematischer Zusammenhänge spielerisch gefördert werden können.
Nach dem Eröffnungsvortrag hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in verschiedenen Workshops mathematische und didaktische Fragestellungen praxisnah zu vertiefen. Das Angebot reichte von Primarstufenthemen wie „Mathematik in Bewegung“ und „Schriftliches Subtrahieren im neuen Volksschullehrplan“ bis hin zu spezifischen Inhalten für die Sekundarstufe. Im Mittelpunkt standen unter anderem der Umgang mit Rechenschwierigkeiten, die Fachsprache der Geometrie im KI-Zeitalter, die Einführung negativer Zahlen sowie Strategien zur Förderung des problemlösenden Denkens. Die Workshops boten wertvolle Impulse für neue Perspektiven im Mathematikunterricht und vermittelten praxisnahe Umsetzungsmöglichkeiten.
Als ergänzendes Angebot zur Tagung bot die Mathematik-Messe in der Aula die Möglichkeit, sich über aktuelle Lehrmittel und innovative Unterrichtsmethoden führender Verlage zu informieren. Die Hochschulvertretung der PH Niederösterreich sorgte für das leibliche Wohl der Teilnehmenden. Es war ein Tag voller Impulse, neuer Perspektiven und praxisnaher Ideen – für einen Mathematikunterricht, der begeistert.