Was geschieht, wenn wir nicht länger nur beobachten – sondern wirklich hinschauen und handeln? Diese Tagung wurde zu einem Raum, in dem Haltung sichtbar wurde. „Hinschauen statt Wegschauen“ war hier nicht bloß ein Motto, sondern ein Kompass auf dem Weg zu mehr Achtsamkeit und Verantwortung im schulischen Alltag.
Am 3. Juni 2025 versammelten sich im Bildungshaus St. Hippolyt in St. Pölten engagierte Fachkräfte aus dem Bildungsbereich zu einer Fachtagung, die sich mit Diskriminierungspotenzialen im schulischen Kontext auseinandersetzte. Zentrale Themen waren dabei, wie Schule als sicherer und gerechter Lernort für alle Kinder und Jugendlichen gestaltet werden kann – ein Anspruch, der Haltung und Handlung gleichermaßen erfordert. Veranstaltet wurde die Tagung von der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich (PH NÖ) in Kooperation mit der Bildungsdirektion Niederösterreich sowie der Fachstelle für Gewaltprävention.
Edda Polz, Vizerektorin der PH NÖ, eröffnete die Veranstaltung mit eindrucksvollen Worten. Sie erinnerte an den Fall Kitty Genovese, der 1964 weltweite Bekanntheit erlangte. 38 Menschen sollen damals beobachtet haben, wie eine junge Frau angegriffen wurde – doch niemand griff ein. Ein Sinnbild dafür, was passiert, wenn wir in der Komfortzone des Schweigens verharren. „Die anderen werden schon helfen …“ – ein Gedanke, der tödlich enden kann.
Polz machte deutlich: Wer nur zusieht, trifft ebenfalls eine Entscheidung – gegen Verantwortung, gegen Veränderung. Sie zitierte Erich Fried: „Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.“
Wer Wandel will, muss Räume eröffnen: Im Klassenzimmer, auf dem Pausenhof, im digitalen Raum – überall dort, wo Alltag geschieht. Genau hier setzte die Tagung an – mit Fachvorträgen, die Impulse zu Kinderschutz, Inklusion, Diversität und Gleichbehandlung gaben: Es ging nicht um konkrete Handlungsspielräum; die leisen Brüche im Gewohnten, in denen Mut beginnt: Wegsehen ist leicht. Hinschauen verändert alles.
Im Denken entstehen Möglichkeiten. Im Dialog gewinnen sie Form. Aber erst im Handeln übernehmen wir Verantwortung. Diese Tagung hat gezeigt Haltung ist kein theoretisches Konstrukt, sondern eine Frage des täglichen Tuns; es bedarf nicht immer großer Gesten; meist sind es die kleinen Dinge im Alltag, die den Unterschied machen: Veränderung beginnt bei sich selbst und kann heißen: Hinschauen, wo andere wegsehen. Sprechen, wo andere schweigen. Und vor allem: Handeln, wo es zählt.