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INS TUN KOMMEN

Methoden, Werkzeuge und Materialien für die eigene Praxisentwicklung sowie Strategien und Prozesse für kollegiale Entwicklungsprozesse 

Die Handlungsanleitungen und Beschreibungen möglicher Methoden sind im Anschluss an den Überblick als PDFs verfügbar.

•  Das eigene Bild schärfen/Reflexionen

o    Wie steht es mit meiner „Kooperationskompetenz“? 
o    Was ist/sind meine Rolle/n im Team?
o    kooperatives Lernen im eigenen Unterricht - Reflexion


•    Kooperation im Unterricht
o    Unterricht gestalten mit und durch Teamarbeit & Teamteaching
o    Sichtweisen auf Kooperation
o    Reflexion im Fachteam
o    Umsetzung im Fachteam - Organisationsformen für den Unterricht


•    Kooperation im Kollegium -Organisationsbezogene Kooperation
o    Erfolgsfaktoren kennen - Stationengespräche zur Bestandsaufnahme „Erfolgsfaktoren für ein Team“
o    Arbeit an drei Entwicklungsbereichen „Erfolgsfaktoren für ein Team“


•    Zielbild schärfen - Reflektieren der Einstellungen zur Teamarbeit
o    Überlegungen zu Strukturen und Regeln der Teamarbeit
o    Ist-Stand - Analyse – Kooperation
o    Zielbild und Handlungsplan festlegen

Werkzeuge zur Weiterentwicklung von Kooperation

Kollegiale Hospitation /Unterrichtsbeobachtung

„Überhaupt schauen Lehrer untereinander kaum jemals beim anderen herein. Dabei wäre so ein korrigierendes Moment durch Kollegen oder auch Schulleiter generell sehr wertvoll. […] Der Ehrenkodex, sich nicht in den Unterricht eines Kollegen einzumischen, hat mich sehr erstaunt. Teamarbeit ist in den meisten Berufen schließlich längst eine Selbstverständlichkeit. Wäre es nicht ein besseres Qualitätsmanagement, wenn alle Lehrer im Laufe eines Schuljahres einmal reihum bei den Kollegen hospitieren würden?“ (Mila Kuhn, 2020, S. 59)
Als eine naheliegende und sehr wirksame Form der unterrichtsbezogenen Qualitätsentwicklung wirkt die kollegiale Unterrichtshospitation. Voneinander lernen nimmt dabei eine Schlüsselfunktion ein. Beim Hospitieren sollen erste Eindrücke gewonnen werden. Beobachten, strukturiert notieren, auswerten und die an den Unterricht anschließende Nachbesprechung sind wesentliche Bestandteile. Ziel ist es, sich von den Erfahrenen das ein oder andere abzuschauen, eine neue Perspektive kennenlernen, sich Anregungen zu holen oder zu überlegen, wie man es selbst anders machen möchte. 
Kollegiale Hospitation ist ein Konzept, das intensive unterrichtsbezogene und fachspezifische Kooperation im Kollegium auslösen und strukturieren soll. Es unterstützt Lehrpersonen darin, ihr Repertoire unterrichtlichen Handelns im Hinblick auf dessen Lernwirksamkeit zu hinterfragen, umzubauen und zu erweitern (Buhren, 2012).
Bei der kollegialen Hospitation beobachten Kolleg*innen mit einem konkreten Beobachtungsauftrag den Unterricht in der Klasse und geben dazu Feedback. 
Förderlich für die Qualitätsentwicklung im Unterricht ist eine kollegiale Unterrichtsbeobachtung dann, wenn sie auf der Bereitschaft der Lehrer*innen basiert, sie in einer systematischen Form (Vor- und Nachbereitung) durchgeführt wird, die Schüler*innen darauf vorbereitet wurden und im Anschluss eine Rückmeldung an die Lehrperson unter Einhaltung der Feedbackregeln erfolgt. Als Gelingensbedingungen beim Feedback gelten eine positive Intention, Offenheit, Vertrauen und Fairness sowie Akzeptanz und Verständlichkeit.
Der Beobachtungsauftrag kann individuell oder gemeinsam im Team oder im Kollegium festgelegt werden. Kernaspekte dabei sind Planung und Reflexion von Unterricht und der Fokus auf fachspezifische Lehr- und Lernprozesse. 
Eine notwendige Voraussetzung dafür ist eine kooperative Auseinandersetzung des Kollegiums mit Unterrichtsqualität beispielsweise durch die Erarbeitung eines pädagogischen Schulleitbildes (Maag Merki, 2009, S. 26ff).
Tipps für einen Beobachtungsbogen
•    Beobachtungsgegenstand definieren:
Überlegen Sie sich zunächst, welche Kriterien Sie unter die Lupe nehmen möchten. Lassen sich einige Punkte unter einem Oberbegriff zusammenfassen, bilden Sie daraus eine Kategorie bzw. den Beobachtungsgegenstand.
Diesem ordnen Sie wiederum Unterpunkte zu, die die verschiedenen Teilbereiche der Kategorie näher erklären und beleuchten.
•    Ausprägung notieren:
Die Ausprägung mancher Beobachtungskriterien kann ganz konkret in Zahlen ausgedrückt werden, z. B. wie oft wurde gelobt, kamen Medien zum Einsatz …
Bei Anderem lassen Sie hier Ihren Eindruck einfließen: War der Punkt sehr deutlich ausgeprägt, durchschnittlich oder nur schwach bzw. nicht zu erkennen?
•    Differenzieren:
Noch konkreter (und damit besser auszuwerten) wird es, wenn Sie zwischen dem, was Sie sehen und hören, also Ihrer sinnlichen Wahrnehmung, der Wirkung auf Sie sowie Ihrer Deutung unterscheiden.
So können Sie überprüfbare und subjektive Eindrücke besser trennen. Bei der Nachbesprechung können Sie Ihre Beobachtungen, Eindrücke und Interpretationen mit denen Ihrer Kollegin bzw. Ihres Kollegen abgleichen. Möglicherweise gewinnen Sie dadurch eine neue Perspektive auf Ihre Beobachtungen.
•    Übersichtlich gestalten:
Die Anordnung in Form einer Tabelle gewährleistet eine übersichtliche Darstellung Ihres Beobachtungsbogens. Senkrecht können Sie Ihre Kategorien mit den Unterpunkten notieren, waagrecht die Felder für die Angaben zur Ausprägung, Wahrnehmung, Wirkung und Deutung.
Je nach Beobachtungsgenstand kann natürlich auch eine andere Anordnung sinnvoll sein.
Welche Aspekte bieten sich nun als sinnvolle Beobachtungsgegenstände an?
•    Lehrer*innenpersönlichkeit/Interaktion mit den Schüler*innen:
Zu Beginn des Lehrer*innendaseins ist es sicher interessant, zu sehen, wie andere Lehrer*innen auftreten und welche Wirkung sie damit erzielen. Als Unterpunkte eignen sich Verhaltensweisen wie Körpersprache (Gestik, Mimik, Blickkontakt, Haltung offen oder distanziert), Sprechtempo oder die Bewegung im Klassenraum.
Wie und wie häufig werden Fragen gestellt, Impulse und Arbeitsaufträge gegeben, gelobt? Wie wird auf Störungen reagiert? Wie hoch ist der Redeanteil der Lehrperson bzw. der Schüler*innen? Wie kann der Stil der Klassenführung charakterisiert werden?
•    Unterrichtsverlauf:
Wie ist die Stunde aufgebaut? Wie wird die Stunde eröffnet? Gibt es Anknüpfungspunkte an den Stoff der letzten Stunde? Wie verläuft die Hausaufgabenkontrolle? Wie wird das Thema der Stunde eingeführt? Welche Lernziele/Teilziele gibt es? Wie werden sie erarbeitet? Wie werden die Unterrichtsschritte aufeinander bezogen? Ist ein „roter Faden“ erkennbar? Wie wird die Stunde beendet?
•    Schüler*innenbeobachtung:
Das Hospitieren bietet Ihnen die ideale Chance, Ihre Aufmerksamkeit auf kleinere Schüler*innengruppen zu lenken: Wie reagieren Sie auf die verschiedenen Aktionen des Lehrenden? Was löst Unterrichtsstörungen aus? Wer meldet sich in welchen Situationen oft, wer ist wann ruhig, gelangweilt oder aufmerksam?
Müssen Sie erst mal selbst unterrichten, ist es kaum mehr möglich, Schüler*innenreaktionen so genau zu beobachten und daraus Schlüsse für den eigenen Unterricht zu ziehen.
•    Medieneinsatz:
Welche Medien (von Tafel bis interaktivem Whiteboard) kommen zum Einsatz? Ist der Einsatz anschaulich und themenbezogen? Wie häufig werden sie genutzt? Wie hoch ist der Zeitbedarf? Wie reagieren die Schüler*innen auf den Einsatz?
•    Sozialformen und Methoden:
Welche kommen zum Einsatz? Wie wird der Wechsel gestaltet? Passen sie zum Inhalt des Unterrichts und sind sie auf die Lerngruppen abgestimmt?
•    Unterrichtsstruktur:
Gibt es feste Rituale (Stundenbeginn, -ende, Wechsel der Sozialformen)? Wie stellt sich der Umgang mit den Hausaufgaben dar? Wie werden die im Unterricht erarbeiteten Ergebnisse gesichert?


Lesson Study

Lesson Study ist eine Methode zur Unterrichtsentwicklung, welches auf Teamarbeit, kollegialem Austausch, Unterrichtsbeobachtung und Reflexion basiert. Dabei wird von einem Lehrerteam gemeinsam Unterricht geplant und durchgeführt. Anschließend wird Unterricht kooperativ erforscht, um Weiterentwicklung in einer reflexiven Auseinandersetzung zu ermöglichen und zu fördern. Dabei stehen nicht die Lehrpersonen und der Lehrprozess, sondern das Lernverhalten und der Lernprozess der Schüler*innen im Mittelpunkt der Betrachtung. In der Regel beobachtet eine Lehrperson eine Schülerin/einen Schüler während der gesamten Unterrichtsstunde. Die dabei gewonnen Erkenntnisse tragen dazu bei, sie beim Lernen zu unterstützen und das eigene Lehren weiterzuentwickeln (Kullmann, 2021).
Lesson Study ist ein komplexer Prozess und wird in vier Schritten mit jeweils ca. 3–4 Stunden Zeitbedarf durchgeführt:
1.    Einführung in Lesson Study, Auswertung von Unterrichtserfahrungen, Eingrenzen einer Forschungsfrage, Vereinbarung des Stundenthemas
Die Eingrenzung einer Forschungsfrage ist essentiell für das Gelingen, denn sie bildet den Fokus für den gesamten Verlauf. Beispiele aus der Praxis für solche Fragen:  
•    Wie kann man im Rahmen des Technischen Zeichnens das räumliche Vorstellungsvermögen der Schüler/innen fördern?
•    Wie kann man Lernerfahrungen im schüler*innenaktiven Unterricht gewinnbringend auswerten?
•    Wie kann man unterstützen, dass Schüler*innen offene Lernsituationen selbständig bearbeiten und dabei auf bereits Gelerntes zurückgreifen?
Die Forschungsfrage fokussiert schon am Anfang des Prozesses von Lesson Study auf das Lernen der Schüler*innen und dient dem Abgleich von Unterrichtserfahrungen und der Zielklärung. Das vereinbarte Stundenthema knüpft an die gewählte Forschungsfrage an.
2.    Gemeinsame Vorbereitung der Unterrichtsstunde
Mit der gemeinsamen Vorbereitung des Unterrichts wird versucht, Lösungsansätze zur Forschungsfrage zu finden und die mit ihr verbundenen langfristigen Kompetenzziele zu erreichen. 
3.    Durchführung der Stunde durch ein Gruppenmitglied und Beobachtung des Schüler*innenlernens durch die anderen Gruppenmitglieder
Das Besondere an Lesson Study ist die Möglichkeit sich ganz auf die Beobachtung eines Schülers/einer Schülerin zu konzentrieren. Unterstützen können dabei Fragen wie: Wie gehen Schüler bei der Bewältigung von Aufgaben vor? Wann fragen sie ihre Mitschüler, wann nutzen sie ihre Aufzeichnungen? Wann und bei welchen Aufgaben stocken sie? Wann und wodurch sind sie abgelenkt? Welche Aufgaben begeistern sie und was ermöglicht Erfolgserlebnisse? Die Beobachtungen werden mit einer Zeitangabe auf farbige Post-it-Zettel möglichst präzise notiert.
4.    Auswertung der Beobachtung und Sammlung von Lösungsideen für die Weiterentwicklung von Unterricht 
In der Auswertungsphase entstehen Lernaktivitätskurven, indem die Post-its mit den Beobachtungen für jede*n Schüler*in auf Moderationswänden abgebildet werden. Je höher der Zettel „kleben“, desto höher war die beobachtete Lernaktivität. Auf der waagerechten Linie werden wesentliche Phasen des Unterrichtsverlaufes beschrieben. Diese Lernaktivitätskurven stellen zwar nur Näherungswerte dar, sind aber ein wichtiger Anstoß für den professionellen Dialog über den Lernprozess ( Dudley, 2015; Lewis & Hurd, 2011; Mewald & Rauscher, 2019).

Professionelle Lerngemeinschaften und -netzwerke (PLG & PLN)

Im Fokus dieses Teamformats steht der Austausch über das Lernen der (eigenen) Schüler*innen.
Regelmäßig stellen sich die Lehrer*innen bei der Unterrichtsentwicklung gemeinsam folgende Fragen:
•    Was sollen Schüler*innen in der geplanten Unterrichtseinheit erfahren?
•    Was sollen die Kinder am Ende der Unterrichtseinheit an Wissen gewonnen haben?
•    Welche Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen sollen sie erwerben, festigen und ausweiten?
Gleichzeitig bieten diese gegenseitige Informations- und Austauschprozesse natürlich immer auch Gelegenheit für die Reflexion der eigenen Praxis“ (Bonsen, 2010, S. 124f). 
Die Rolle der Teilnehmenden ist dabei äußerst aktiv. Die Treffen finden mehrmals im Jahr statt und können schulintern oder schulübergreifend stattfinden. Studien zeigen, dass das Arbeiten in PLGs und PLNs sich als besonders wirkungsvoll erweist (Brown & Poortman, 2018; Stoll & Seashore Louis, 2007; Vescio et al., 2008).
Im Themenraum Professionelle Lerngemeinschaften finden Sie weitere Informationen. Anregungen und Handlungsanleitungen zur Umsetzung.